2016-10-10 10:41:00
Bericht #2
Nach schon fast 2 Monaten in den USA, die wie im Flug vergangen sind, will ich mich mal wieder melden und euch berichten, wie es mir hier in Fort Atkinson ergeht und womit ich mich so beschäftige.
An das tägliche Cross Country Training habe ich mich inzwischen schon fast gewöhnt und bin auch schon sehr viel besser geworden. J Ich habe mich um fast 5 Minuten auf der 3-Meilen-Distanz verbessert. Leider ist die Sommersaison schon fast wieder vorbei und ich habe nur noch zwei Rennen mit meinem Team übrig.
Hier in den USA gibt es nämlich 3 verschiedene Sportseasons mit unterschiedlichen Sportarten. Während der Sommersaison kann man Football, Cross Country und Soccer/Fußball spielen; im Winter wird Schwimmen, Wrestling und Basketball angeboten, und im Frühling gibt es Track and Field (Leichtathletik), Volleyball, Tennis und Golf. Was ich hier nenne, ist aber nur der Plan für die Jungs. Manche Sportarten haben ein Mädchenteam, das aber in einer anderen Saison stattfindet. Zum Beispiel ist bei den Mädchen im Moment Schwimmen angesagt, was jedoch in zwei Wochen mit dem Ende der Sommersaison aufhört. Ich werde in zwei Wochen mit Abdul und Lorenzo, zwei weiteren Austauschschülern, und vielen anderen Leuten aus dem Cross Country Team meiner Schule an der Jungs Schwimm-Mannschaft teilnehmen.
An meiner Schule sind wir 4 Austauschschüler, Abdul aus Ägypten, Lebo aus Kamerun, Lorenzo aus Italien und ich. Lebo und Abdul sind wie ich auch schon seit zwei Monaten in Fort Atkinson, Lorenzo ist erst mit der zweiten Anreise vor einem Monat gekommen. Sie sind alle sehr nett und wir verstehen uns gut.
Mitte September fand für die Austauschschüler unserer Organisation AFS das erste Wochenendseminar statt. Es war interessant und schön, vor allem da ich dabei ein paar Leute aus Deutschland wiedergesehen habe und viele andere Leute aus vielen verschiedenen Ländern der Erde kennen lernte. Wir waren in Greenlake in einem Golfresort, das ist nur 2 Stunden entfernt.
Was mich in der letzten Zeit sehr beschäftigt hat, ist ein sehr amerikanisches Schulevent: die sogenannte Homecoming Week. Diese umfasst ein ganz spezielles Footballspiel und vor allem ein einwöchiges riesiges Spektakel in einer der Anfangswochen des neuen Schuljahres. Das eigentliche Homecoming-Spiel ist nur ein Bestandteil vom ganzen Ereignis „Homecoming“.
Charakteristisch für die Woche ist, dass jeden Tag ein anderes Motto von den Schülern zelebriert wird: Es begann am Montag mit dem Tiermottotag, das bedeutete also sich als Tier verkleiden oder schminken; am Dienstag folgte der „Wacky Day“, was eigentlich nur bedeutet, dass man sich so verrückt wie möglich anzieht. Der Mittwoch stand unter dem Thema „Around the World“ und jede Klassen-Stufe hatte eine spezielle Vorgabe, was die Gestaltung angeht.
In bin an meiner Schule hier wie in meinen ersten Bericht erwähnt als „Senior“ eingestuft, d.h. 12. Klasse. Unsere Stufe bekam das Thema „Rom“ zugeordnet, die Freshmen (9.Klasse) hatten „Kansas“, die Sophomores (10.Klasse) „Bermuda“ und die Juniors (11. Klasse) hatten das Thema „America“. Für den Donnerstag hatte jede Stufe eine Farbvorgabe, meine war als Senior pink. Die Juniors mussten alle in Rot erscheinen, die Sophomores in blau und die Freshmen waren gelb.
In den ersten drei Tagen waren viele Schüler und Schülerinnen verkleidet, aber nicht alle. Nach meiner Einschätzung waren es ungefähr ein Viertel. Am Donnerstag jedoch habe ich wirklich niemanden gesehen, der nicht verkleidet war. So konnte man im Unterricht sehen, wer in welcher Stufe ist, was sehr interessant war. Ich selber hatte mir extra ein billiges pinkes T-Shirt bei Walmart gekauft. Durch das Kurssystem passiert es oft, dass Schüler aus unterschiedlichen Stufen zusammen sind.
An besagtem Donnerstag endete der Schultag schon früh, nämlich um 13.30 Uhr und die ganze Schule (900 Schüler) besuchte gemeinsam eine Antibulling Stuntshow von der Marine in der Sporthalle. Bei solchen Events sitzen immer die jeweiligen Klassenstufen zusammen, was sehr cool aussah durch die verschiedenen Farben.
Der letzte Tag der Mottowoche, am eigentlichen Homecoming-Tag findet das Homecoming Spiel statt. Wir hatten trotzdem unser freitägliches Morgentraining beim Cross Country um 6.10 Uhr in der Früh. An diesem Freitag hatte ich dann wenigstens nur Schule bis um 13 Uhr und danach fand in der Sporthalle die „Pep Rally“ statt, auch etwas sehr Typisches an einer amerikanischen High School. Die Pep Rally ist eine Mischung aus Spielen und Ehrungen. So messen sich z.B. die verschiedenen Stufen im Tauziehen. Bei fast allen Spielen gewinnen die Seniors, da sie auch diese Aktion veranstalten.
Während der Zwischenpausen zwischen den Spielen und den Ehrungen schreien die verschiedenen Stufen Sprüche gegeneinander – man kann sich also vorstellen, dass die Pep Rally eine ziemlich laute Veranstaltung ist J. Zwischen den einzelnen Aktivitäten spielt die Marching Band typische Pep-Band Songs wie das aktuelle „Uptown Funk“ oder die Klassiker „Sweet Caroline“ und „Seven Nation Army“ sowie natürlich den Schulsong. Richtig, die Schule hat einen eigenen Song! Da ich ja in der Marching Band mitspiele, habe ich die Pep Songs mitgespielt und es hat sehr viel Spaß gemacht.
Im Anschluss fand unser Cross Country Dinner statt. Das ist ein besonderes Abendessen vor einem Rennen. Und damit war der Freitag nicht zu Ende... Mit einem Freund, der auch in der Band spielt, bin ich vom Cross Country Dinner wieder zur Schule zurückgefahren und wir haben unser Marching Band Uniformen angezogen. Ich fahre meistens bei Freunden im Auto mit, da man hier mit 16 fahren darf, aber meine Gasteltern fahren mich auch sehr oft. Die Marching Band Uniformen bestehen aus speziellen Schuhen, einer Hose, einer Uniformjacke mit einem abnehmbaren Cape und einem Helm mit sogenannter „Plume“, das ist eine Art von Feder auf dem Helm.
Da dieses Spiel so besonders ist, sind wir auch bis zum Ende geblieben und haben am Ende nochmal Pep-songs intoniert. Der Tag nach dem Football Spiel ist nämlich der wichtigste Teil von Homecoming. Es ist ein Ball. Zu diesem Tanz geht man normalerweise mit einem Date oder manchmal auch mit Freunden als Gruppe. Unter den Jugendlichen hier an der Schule ist sehr wichtig, wer mit wem zum Homecoming geht und es ist ein häufiges Gesprächsthema. Ich bin mit Fayth, einem Mädchen aus unserem Cross Country Team zum Homecoming Dance gegangen.
Leider hatte ich am Morgen noch ein Cross Country Rennen, aber insgesamt hatte ich unglaublich viel Spaß beim Homecoming und der „Tanz“ war auch super – auch wenn es eigentlich eher eine Disco war.
Letztes Wochenende, also die Woche nach Homecoming, stand dann ganz im Zeichen der Marching Band: Denn wir hatten am Freitag einen „Clinic Day“, das bedeutet, dass wir in die Schule gehen, aber den ganzen Tag in der Schule mit der Band proben und nicht in die Klassen gehen mussten. Freitag war deshalb ein sehr anstrengender Tag, mit einem Crosscountry Training um 6.10 Uhr und danach 6 Stunden Marching Band Probe. Diese Probe diente auch einem besonderen Zweck, denn am Samstag nahm ich mit der Band an meiner ersten Marching Band Competition, d.h. Wettkampf in Greendale teil, einem Ort in der Nähe von Milwaukee.
Wir wurden in unserer Kategorie „AA“ (das bezeichnet die Schulgröße) Erster und gewannen auch noch die Wertungen für „Beste Visualisierung“ und „Beste Color Guard“. Am Sontag hatten wir dann nochmal einen Wettkampf, waren aber hier leider nicht so erfolgreich. Color guard ist eine Tanzgruppe innerhalb der Marching Band, die die Show mit Fahnen visualisieren oder Figuren besser kennzeichnen.
In der Marching Band zu spielen, ist sehr anstrengend, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussieht. Man muss da nämlich auf spezielle Art laufen, damit man überhaupt während des Laufens spielen kann.
Ich freue mich schon auf den nächsten Monat und den Beginn der Wintersaison. Meine Gastfamilie, mit der ich mich super verstehe, hat mir „richtige Winter“ mit Schnee und Kälte in Aussicht gestellt. Also etwas, was wir in der Metropolregion Rhein-Neckar gar nicht mehr so wirklich kennen aus den letzten Jahren...
Bis zum nächsten Mal! Viele Grüße, euer Sebastian.