2017-01-09 13:48:00
Bericht #5 - Halbzeit im schneereichen Wisconsin
Inzwischen bin ich schon ein halbes Jahr in den USA und habe super viel erlebt, z.B. auch im vergangenen Monat meine ersten amerikanischen Weihnachten und den ersten Schnee…
Es fing alles Anfang Dezember mit dem ersten Schnee und Kälteeinbruch an: An unserem ersten Schneetag haben wir 5 cm Schnee bekommen, bei sehr angenehmen 0 bis -5 Grad Celsius. Der Schnee war sehr klebrig und super geeignet für Schneeengel und Schneemänner.
5 cm und -5 Grad sind für die Wetterverhältnisse in Wisconsin sehr wenig und sehr warm: Außerdem ist Dezember sehr spät für den ersten Schnee, normalerweise kann man schon um Thanksgiving, also Mitte September mit Schneestürmen rechnen. Ich habe natürlich sehr, sehr viele Bilder gemacht. In den Tagen danach hat es weiter geschneit und wir kamen schnell auf 20cm und mindestens 5mal Driveway (Einfahrt) räumen. Es wurde außerdem stetig kälter bis wir die -20 Grad-Marke erreichten. Durch den Schnee kann man die Straßen nicht benutzen bis sie geräumt sind, was hier im Norden der USA deutlich schneller geht als in Deutschland, da man Schnee gewöhnt ist. Da wir, also meine Gastfamilie, keinen Allrad Pick-up haben, konnten wir nicht mit unseren Autos wegfahren und sind deshalb auf einen kleinen Spaziergang gegangen. Das war sehr ungewohnt für meine Gast-Familie, da Spazierengehen in den USA sehr ungewöhnlich ist.
Ja, ich liebe den Schnee hier, denn alles sieht wunderschön aus. Es blieb bis kurz nach Weihnachten unter 0 Grad, wodurch der Schnee erst um Neujahr schmolz. Und auch dann nicht komplett. Durch einen weiteren Schneesturm, der uns weitere 10cm brachte, musste unser Schulweihnachtskonzert verschoben werden, was hier mit allen möglichen Veranstaltungen durch Schneestürme passiert. Das ist zwar normal, aber natürlich trotzdem ärgerlich. Deshalb hatten wir unser Weihnachtskonzert erst am Montag vor den Winterferien. Das Konzert hat super viel Spaß gemacht. Der ganze Musikbereich unserer Schule mit Ausnahme des Show-Chors und der Jazzband haben an dem Konzert mitgewirkt. Das bedeutet ein volles Orchester mit Streichern und zwei Symphonic Bands. Außerdem haben alle 3 Chöre mitgesungen. Am darauffolgenden Tag fand dann unser Jazz Konzert statt.
Das Jazz Konzert war deutlich kleiner als das große Konzert und es wurden kleine Sketche zwischen den Stücken aufgeführt. Da das Konzert nicht so groß war, haben auch einzelne Personen gespielt und gesungen. Ich habe mit meiner Band 3 Stücke gespielt und ich hatte in einem Stück sogar ein kleines Solo (!). Beides hat super viel Spaß gemacht.
Am Donnerstag war dann endlich unser letzter Schultag. Wir waren für das „Schwimmdinner“ eingeteilt (wie schon geschrieben, ist meine aktuelle Schulsportart Schwimmen.) und haben dem Team deshalb „Walking Tacos“ gebracht. Das sind einfache Doritos (Chips), die man dann mit Fleisch, Salat, Tomaten, sour cream und Soße auffüllt, vermischt und dann aus der Tüte isst. Schwimmdinner ist also ein Abendessen, das wir nach dem Schwimmtraining im Schwimmbad essen. Das Schwimmdinner wird immer von den Eltern eines Schwimmers gestellt.
Daheim bei der Gastfamilie haben wir dann gleich gepackt und sind am Freitagmorgen nach Milwaukee gefahren, haben Steves Schwester vom Flughafen abgeholt, die beim Unternehmen Ralph Lauren in New York als Designerin arbeitet. Im voll gepackten Van sind wir dann weiter zu Steves Eltern in den Norden von Wisconsin gefahren. Dort haben wir übernachtet und am nächsten Abend nach einem Tag voller Spiele und Essen auch Geschenke ausgepackt. Im Laufe des Tages sind auch Steves Onkel und Tante aus Washington DC dazu gekommen. Da alle Familienmitglieder super gerne einkaufen gehen, gab es entsprechend viele Geschenke. Auch ich habe viele neue Kleider und „Doctor Who“ Sachen bekommen (Meine Lieblingsserie). Steves Tante und Onkel werden wir eventuell am Ende meines Auslandsjahres in Washington sehen. Wir haben fast 3 Stunden nur Geschenke aufgemacht. In meiner Familie ist es wie in vielen amerikanischen Tradition, dass immer nur eine Person auspackt und dann zeigt, was sie bekommen hat und dann ein Geschenk weitergibt. Weihnachten hier in den USA ist sehr viel bunter und wilder als in Deutschland und mit sehr viel mehr Lichtern.
Am nächsten Tag sind wir zur „UP“ (Upper Peninsula) gefahren, das ist das Stück von Michigan, das nördlich von Wisconsin anschließt und nach der Meinung von vielen Einwohnern Wisconsins „eigentlich zu Wisconsin gehört“ (da die beiden Staaten sich getrennt durch den Michigansee gegenüberliegen). Dort leben Stacys Eltern an einem See der durch die Kälte gefroren war. Das war ein super tolles Erlebnis. Mit Stacys Familie feierten wir ebenfalls, aber diesmal ging es deutlich schneller mit den Geschenken, da alle auf einmal auapackten. Am nächsten Tag wollten wir eigentlich heimfahren, konnten aber durch Eisregen und Schnee nicht einmal 100 Meter fahren. Wir sind deshalb noch einen weiteren Tag voller Spiele und Essen geblieben.
Das waren meine wichtigsten Weihnachtserlebnisse und -eindrücke in den USA. Viele Grüße aus dem sehr kalten Wisconsin,
Euer Sebastian