2017-04-21 09:40:00
Bericht #5 - Mein zweites Zuhause
Nun kehrt auch bald der Winter in Argentinien ein und die warmen Sommermonate neigen sich langsam dem Ende. Wenn bei mir um 7 Uhr morgens die Schule losgeht, ist es noch dunkel draussen und auch die Sonne geht schon gegen 6 Uhr unter. Da ich ein absoluter Sommermensch bin, freue ich mich jetzt schon auf den warmen August wenn ich in etwa drei Monaten wieder nach Deutschland in die warme Rhein-Neckar Region komme.
Vor etwa zwei Wochen kam mein Gastpapa aus Patagonien wieder heim. Da er die meiste Zeit über das Jahr dort arbeiten muss, besucht er uns oft nur ein bis zwei Wochen. Dafür, dass ich ihn deswegen noch nicht besonders gut kennen lernen konnte, verstehen wir uns aber eigentlich echt schon super. Ich freue mich immer ganz besonders wenn er da ist, da wir dann sehr oft Asado mit der ganzen Familie essen.
Am darauf folgenden Wochenende sind wir zusammen mit meinem Bruder angeln gegangen. Ich muss zugeben, dass ich nicht gerade der beste Angler bin, es mir aber trotzdem sehr viel Spass macht. Beim ersten Versuch ist dann auch erstmal die Angel anstatt des Hakens in den Fluss geflogen :D. Nach etwa zwei Stunden hatte ich auch mal Glück und konnte meinen ersten Fisch an Land ziehen. Leider war die Ausbeute an diesem Tag insgesamt zu gering für ein leckeres Abendessen. Aber ich konnte mich nicht beschweren, da ich zusammen mit meinem Papa abends mal wieder ein grosses Asado mit viel Fleisch gemacht habe.
Auch die Fiestas (Partys) konnten nicht lange auf sich warten, und so ging es zusammen mit meinem Bruder, einem Freund und zwei Freundinnen in das circa 2 Stunden entfernte Esperanza auf die zweitgrösste Party meiner Provinz. Es kamen über fünftausend Menschen und eine in Argentinien sehr bekannte Band trat auf namens “Manos Arriba“, was so viel bedeutet wie “Hände nach oben”. Abgesehen davon, dass ich in der Menschenmenge meinen Bruder an diesem Abend gefühlt zehn mal verloren hatte, war das bis jetzt einer der besten Partys für mich hier in Argentinien. Sogar einen Austauschschüler aus Deutschland lernte ich kurz kennen als wir uns zufällig an einer Bar trafen. Leider konnte ich das Foto, das ich mit ihm gemacht habe, nicht mehr finden.
Auch Volleyball spielt weiterhin eine grosse Rolle in meinem Auslandsjahr. Oft gehen wir nach dem Training und den Spielen noch mit der ganzen Mannschaft etwas essen oder trinken. Weil die Jungs aus meiner Mannschaft alle etwas verrückt sind, ist es immer ganz lustig. Da wir jetzt in einer Liga spielen, haben wir am kommenden Wochendende ein sehr wichtiges Spiel, welches wir unbedingt gewinnen müssen. Da freue ich mich jetzt schon besonders drauf. Ich kann nur jedem empfehlen, der selbst für ein Jahr ins Ausland geht, auf jeden Fall einem Sport in einem Club nachzugehen. Durch den Sport habe ich hier schon so viele neue Menschen kennengelernt!
Die politische Situation Argentiniens war noch nie besonders gut, jedoch hat sie sich in den letzten acht Monaten, in denen ich hier bin, noch weiter verschlimmert. Oft ärgern sich meine Eltern über die aktuelle Politik und besonders über den regierenden Präsidenten Macri, durch den nach Meinung meiner Eltern die vielen Streiks und Proteste gegen höhere Löhne in den letzten Monaten erst ausgelöst wurden. Zudem finden hier fast wöchentlich Lehrerstreiks statt, die aber hauptsächlich auf die öffentlichen Schulen Auswirkungen haben. Da ich auf eine Privatschule gehe, bekomme ich davon nicht sehr viel mit.
Ein weiteres Problem Argentiniens ist derzeit die hohe Inflationsrate, die seit Anfang 2016 enorm gestiegen ist. So zahle ich jetzt im Gegensatz zum letzten Jahr für eine Packung Kekse anstatt 18 schon über 25 Pesos (argentinische Währung). Hier in Argentinien ist aber alles irgendwie teuer. Egal ob es um Benzin fürs Auto, um Kleidung oder um technische Dinge wie z.B. Smartphones oder Fernseher geht. Man muss einfach für alles ein Haufen Steuern zahlen.
Trotz allem fühle ich mich hier sehr wohl und es ist schon wie ein zweites zu Hause für mich geworden. Was Argentinien ausmacht, ist vor allem die meiner Meinung nach lässigere Lebensweise der Menschen und natürlich die schöne Landschaft und Natur.
Jetzt bleiben mir nur noch weniger als drei Monate hier im Nordwesten Argentiniens, in denen ich noch so viel wie möglich erleben will. Ich werde die Zeit hoffentlich gut nutzen und hoffe euch beim nächsten mal wieder viel berichten zu können.
Bis dahin, Ciau Henry