2024-01-14 18:20:08
Bericht #3 - vier Monate Argentinien!
Hallo liebe Südpfalz!
Ich bin jetzt schon seit 4 Monaten in Argentinien und habe viel zu berichten! Ich fühle mich inzwischen viel wohler und habe mich an die Art zu leben gewöhnt. Auch mein Spanisch wird immer besser, was mir das Leben hier viel leichter macht.
Ich möchte jetzt ein paar Highlights der letzten Monate mit euch teilen:
Im Oktober gab es in meiner Schule die „olympiadas“ dabei wird die Schule in 2 Teams aufgeteilt: die Aqueos und die Troyanos. Die Schüler werden in ihrem ersten Schuljahr zugeteilt und bleiben dann ihre ganze Schullullaufbahn im selben Team. Ich wurde wie meine Gast Geschwister dem Team Troyano zugeteilt. Jedes Team hat außerdem eine Farbe (Troya = rot, aqueo= blau) und eine Hymne die während den gesamten Spielen gesungen und zum anfeuern genutzt wird.
Die beiden Teams treten nun 3 Tage gegeneinander in verschiedene Sportarten an. Ich habe beispielsweise bei den Disziplinen Langlauf, Weitsprung und Feuerball mitgemacht. Es gab aber auch noch Fußball, Handball, Volleyball, Staffellauf, Sprint und Hockey. Für die Schüler meiner Schule und für mich waren diese 3 Tage aufjedenfall ein Highlight, da die Argentinier bei so etwas immer sehr viel Passion und Liebe für ihr Team zeigen. Man kann sich die Stimmung wie bei einem Fußball spiel vorstellen: es gibt Gesicht Bemalung, Trikots, Fahnen, Trommeln, Trillerpfeifen und Lieder. Alles in allem waren diese 3 Tage sehr intensiv aber haben auch sehr viel Spaß gemacht.
Ein weiteres Highlight war für mich, als ich mit meiner Familie auf das Land “Campo“ gefahren bin. Viele Familien in Argentinien haben eine Art Vieh oder Landwirtschaftsbetrieb mit vielen Kühen aber auch Hühnern, Schafen, Hof Hunde und Katzen, Pferde und Agregarwirtschaften.
Aus diesen Höfen kommt das berühmte Argentinische Fleisch. Da Argentinien sehr groß ist gibt es viel Platz für die Tiere und sie können ganz natürlich und frei in Herden leben. Dazu gibt es ein Landhaus was noch genauso hergehalten ist wie früher als dort noch wirklich
drinnen gewohnt wurde. Sie sind traditionell rosa gestrichen, da früher dafür das Blut der toten Tiere benutzt worden ist. Das Haus von meiner Familie ist über 100 Jahre alt und das sieht man ihm auch an. Trotzdem geht die Familie in den Ferien manchmal für ein Wochenende aufs Land und schläft dort.
Es war für mich sehr beeindruckend zu sehen wie die Tiere dort leben und wie der Umgang mit ihnen ist. Nachdem ich mich ein bisschen umschauen konnte hat uns dann auch schon ein “Gaucho”- so werden die Personen die dort leben oder arbeiten genannt- geholfen die
Pferde zu satteln. Das wird nicht wie mit den Sätteln die ich kenne gemacht, sondern mit Sachen die speziell für stundenlange Arbeit im Sattel gemacht worden sind. Wir haben dann einen langen Ausritt über das Gebiet begonnen. Die Hunde haben uns auf dem ganzen Weg
begleitet, genauso wie ein paar Pferde. Zwischendurch sind wir auf viele freie Kühe und Schafe getroffen. Wir haben den Tag dann typisch Argentinisch mit einem Mate (Getränk was immer geteilt wird) und media Lunas (argentinisches Gebäck) beendet. Für mich war dieses Erlebnis sehr besonders, da diese Freiheit und Weite bei uns nicht so existiert.
Der 15. Geburtstag von Mädchen in Argentinien ist sehr besonders und ich habe das Glück, da die Freunde meiner Gastschwester gerade alle 15 werden, ein paar zu erleben. Sie werden sehr groß gefeiert und es gibt 2 verschiedene Arten sie zu feiern. Das eine ist eine
riesige Party mit Tanzfläche, viel essen, DJ, foto location und Fotograf. Typisch beginnt es damit, dass das Geburtstagskind eintritt, Walzer tanzt und alle umarmt. Dann wird gegessen und danach viel getanzt. Später gibt es Nachtisch und der Abend wird damit beendet dass
neonfarbene Scherzartikel verteilt werden und man sich mit Schaum absprüht. Die andere Art ist etwas informeller und nennt sich „rayada“. Man trifft sich im Haus des Geburtstagskindes welches groß geschmückt wird. Dort gibt es meistens Kellner, fotolocations und einen Fotograf. Es wird viel getanzt und gegessen bis um 23 Uhr. Dann geht das Geburtstagskind, um sich umzuziehen und darf erst um 0 Uhr wieder raus kommen. In der Zeit bemalen die Gäste die Straße vor dem Haus mit „herzlichen Glückwunsch zum 15.“ und allen Unterschriften. Jetzt kommt der absurde Part bei dem sich jeder Plastiktüten überzieht. Besser ist es, denn um 0 Uhr kommt das Geburtstagskind welches von den Gästen mit den ekligsten Sachen beschmissen wird- und mit eklig meine ich wirklich eklig! In meinem Fall haben wir ein Gemisch aus Pferdeäpfel, Eiern und Flusswasser benutzt. Wenn das Geburtstagskind dann ganz dreckig ist rennt sie los um alle Gäste zu umarmen, so dass jeder etwas abbekommt. Da war ich dann schon ganz glücklich über die Plastiktüte!
Die Argentinier lieben es zu feiern. Es gibt viele Feiertage, die meistens mit einem asado (Art zu grillen) mit der Familie gefeiert werden. Auch sonst wird jeder mögliche Anlass genutzt sich zu treffen und zu Feiern. Zum Schulabschluss meines Gastbruders gab es beispielsweise 3
feiern. Die größte davon war aber die “recepción”- eine Art Abi Ball. Sie hat abends damit begonnen, dass jeder einzelne Schüler mit seinen Eltern zu selbstausgewählter Musik einen kleinen Tanz präsentiert hat. Danach haben nochmal alle Schüler mit ihren Eltern Walzer
getanzt. Als dieses Programm fertig war wurden alle Besucher eingeladen zu tanzen und es gab eine Art Feier bis 5 Uhr morgens. Es war ein sehr schöner Abend, der ähnlich wie die 15 Geburtstage mit Neonlichtern und einer Schaumparty endete.
Am 1 Dezember haben dann schon die 3 Monate langen Sommerferien begonnen. In dieser Zeit treffe ich mich oft mit Freunden am Pool und trinke einen tereré- das ist ein Getränk welches wie der Argentinische mate zubereitet wird aber, dann statt mit warmen Wasser mit Saft und Eiswürfeln aufgegossen wird. Außerdem verbringe ich meine Zeit oft im Club hipico, in dem ich nun ein Pferd gefunden habe, das ich dreimal die Woche reiten kann. Mit diesem durfte ich sogar auf einem Turnier starten auf dem ich den zweiten Platz gemacht habe.
Wenn man an die Argentinier denkt glaubt man sie feiern gerne und viel. Das stimmt auch nur eben nicht zu den für uns normalen Feiertagen. Halloween existiert nicht und auch zur Weihnachtszeit machen sie nicht sonderlich viel. Es wird lediglich ein paar Tage vor Heiligabend ein kleiner Plastikbaum oder ähnliches aufgestellt und ein kleines bisschen dekoriert. Um trotzdem ein bisschen Weihnachtsgefühl zu bekommen habe ich dann ein paar deutsche Plätzchen gebacken und an meine Familie verschenkt.
An Heiligabend sind wir dann abends zu meinen Großeltern gefahren, wo sich die ganze Familie zum Abendessen getroffen hat. Jeder hat etwas mit gebracht und es gab ein großes Buffet mit Fleisch und Salaten. Zum Nachtisch gab es “pan dulce”- süßes Brot und “turrón”-
eine weihnachtliche Süßigkeit. Um 0 Uhr wurde dann auf Weihnachten angestoßen und um ca 2 Uhr morgens sind wir wieder nachhause gekommen. Dort haben wir uns dann gegenseitig Geschenke überreicht und Eis gegessen. Die Dekorationen bleiben jetzt noch bis zum 6. Januar- den heiligen 3 Königen stehen. Früher wurden in Argentinien auch erst dann die Geschenke überreicht- so wie die heiligen 3 Könige zu Jesus Geschenke brachten.
Auch an Silvester gibt es hier nicht wirklich Bräuche. Wir haben uns natürlich wieder mit der Familie zu einem Abendessen getroffen und danach noch etwas mit Freunden gemacht. Feuerwerk ist in Argentinien verboten, aber man konnte es von der anderen Fluss Seite aus Uruguay hören.
So das war ein kleiner Einblick der letzten 3 Monate in Argentinien.
Viele Grüße in die Pfalz
-Mara