2023-08-25 08:37:00
Bericht #1 – Abschied und Eingewöhnung
Hallo zusammen und willkommen zu meinem Blog!
Ich bin Fabienne, 17 Jahre alt und lebe nun seit knapp 3 Wochen in den USA.
Genauer gesagt lebe ich in Massachusetts in der Stadt Fairhaven, welche an der Ostküste am Meer, liegt.
Eigentlich war geplant, dass ich letztes Jahr also 2022/23 USA gehen würde, aber aufgrund der Krisen in 2022 konnten viele Gastschüler nicht in den USA platziert werden und ich war eine davon. Ich war sehr traurig darüber und als ich die Möglichkeit bekam es für dieses Jahr nochmal zu versuchen, habe ich sie natürlich sofort ergriffen.
Mitte Februar bekam ich dann eine E-Mail, in der ich gefragt wurde, ob ich einverstanden wäre, wenn ich mein Placement mit einer gleichaltrigen Gastschwester namens Louise aus Belgien teilen würde. Selbstverständlich war ich sofort einverstanden. Dann hieß es warten. Warten auf die Gastfamilie und auf die Unterschrift der Schule.
3 Monate später bekam ich dann die langersehnte Nachricht. Ich würde mit meiner Gastschwester Louise aus Belgien zusammen bei einer Gastfamilie mit 2 Kindern, 3 Katzen und 1 Hund leben. Das beste? Unser Haus ist ungefähr 30 Minuten vom Meer entfernt.
Eine Woche vor meinem Abflugstermin fanden meine Gastschwester und ich heraus, dass wir am selben Termin fliegen und sie sogar einen Zwischenstopp in Frankfurt macht. Kurzerhand fragte ich AFS daraufhin, ob sie meinen Flug umbuchen könnten, sodass ich mit Louise im gleichen Flieger nach Boston fliegen kann. Glücklicherweise gelang das auch.
Der Tag des Abflugs (Mittwoch, der 9.August) war für mich eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Einerseits war ich total gespannt und aufgeregt mein langersehntes Auslandsjahr endlich antreten zu dürfen, aber andererseits hieß es auch sich ab jetzt von meinem alten Leben, meinen Freunden und meiner Familie zu verabschieden. Der Abschied von meiner Familie war besonders hart und das selbstgemachte Abschiedsbuch meiner Mutter hat das natürlich nicht leichter gemacht. Doch diese Gefühle waren wie entfernte Erinnerungen als ich durch die Sicherheitskontrolle ging und bald darauf ins Flugzeug stieg.
Auf dem Weg habe ich natürlich meine belgische Gastschwester gefunden und wir haben uns auf anhieb verstanden.
Nach 8,5 Stunden Flug sind wir endlich in Boston angekommen.
Am Flughafen haben uns meine Gastschwester und meine Gastmutter sofort mit einem wunderschönen selbstgemalten Banner begrüßt. Mein Gastvater war noch bis freitags auf einer Geschäftsreise und mein Gastbruder bis sonntags bei den Boys Scouts, sodass ich diese erst später kennenlernte. (Boys Scouts kann man sich vorstellen wie Pfadfinder, aber hier in Amerika hat das eine viel größere Bedeutung und ist mit mehr sozialen und gesellschaftlichen Aufgaben aufgebaut).
Wir waren natürlich aber auch total erschöpft von dem Flug, sodass wir zuhause angekommen eine kurze Haustour bekamen und dann sofort ins Bett gingen. Am nächsten Morgen war ich bereits um 5.30 Uhr aufgrund des Jet lags wach, denn in europäischer Zeit war es schon 11.30 Uhr.
Ich bin sehr froh, dass wir schon am 9. August nach Boston fliegen konnten, denn so hatten wir genug Zeit uns hier in der Umgebung und natürlich zuhause einzugewöhnen, bevor dann am 30. August die Schule losgeht.
In diesem Zeitraum unternahmen wir viele Dinge wie Spaziergänge am Meer und im Wald.
Mir ist aufgefallen, dass viele Menschen hier so freundlich und offen sind zu Fremden, beispielsweise waren wir am Meer spazieren und da saß eine ältere Frau auf einer Bank. Sie hat uns gesehen und sofort gefragt, ob sie ein Foto von uns machen soll und angefangen mit Fremden (also uns) über ihr Leben zu reden und natürlich auch zugehört als wir über unsere geredet haben.
Im ersten Moment fand ich es etwas merkwürdig, denn wenn man in Deutschland anfangen würde Fremden über das eigene Leben zu erzählen, würde man nur verwirrte und komische Blicke ernten, weil einfach alle viel zu verschlossen sind. Aber genau das gefällt mir hier sehr.
Weil ich natürlich nicht genug Klamotten für ein Jahr mitnehmen konnte, waren wir auch Shoppen. An einem Tag waren wir in der Dartmouth Mall in Dartmouth und an dem anderen in der South shore Mall in Braintree. Beide waren riesig und ich hab noch nie in meinem Leben eine so große Shopping Mall gesehen. Die South shore Mall ist sogar eine der größten in Amerika. Um es in einen Vergleich zu setzen, die Mall ist größer als 3 Rheingalerien in Ludwigshafen zusammen.
Besonders schön an meiner Gastfamilie finde ich die Familienabenden. Diese sind immer mittwochs und sonntags und die Großeltern kommen zum Abendessen. Das Kochen wird immer abgewechselt. Weil ich meiner Gastfamilie ein typisch deutsches Rezept vorstellen wollte, hab ich mich dazu bereiterklärt Rouladen zu kochen. Es war schwieriger diese hier zuzubereiten, da man in Deutschland einfach zum Metzger gehen und Rouladen bestellen kann. Doch hier weiß niemand was ich meine, wenn ich sage ich hätte sie gerne wie für Rouladen geschnitten. Am Ende haben die Fleischscheiben doch in etwa mit dem Maßen übereingestimmt. Zum Glück ist alles gut gelaufen und allen hat das Essen sehr gut geschmeckt. Mein Gastvater war so begeistert, dass er immer wieder sagte: „This meal is a keeper!“
Da meine Gastfamilie eine Stunde von Boston entfernt wohnt, haben wir an einem Samstag auch unsere erste Tour durch Boston gemacht. Ich finde Boston wirklich sehr beeindruckend und auch die Kombination aus der Großstadt mit Hochhäusern, aber auch aus Parks, dem Meer und den vielen Universitäten verleiht Boston seinen Charme. An dem Tag sind wir ungefähr 15 Kilometer gelaufen, weil es einfach so viel zu sehen gibt und wir nicht einmal die Hälfte gesehen haben. Mein Gastvater meinte aber, dass wir noch sehr oft nach Boston gehen werden, denn es ist ja nur eine Stunde entfernt.
Entfernungen unter 5 Stunden ist für Amerikaner keine Entfernung. Das habe ich gemerkt, als mein Gastvater und fragte, wie oft wir nach New York gehen wollen, was ungefähr 4 Stunden von uns entfernt ist. Ich muss aber dazu sagen, dass meine Familie eine Abenteuerfamilie ist, denn sie unternehmen sehr gerne etwas und am besten immer etwas Neues und wenn meine Gastmutter nicht wäre, die versucht ihn etwas zu bremsen, würde mein Gastvater nur reisen.
Abends sind mein Gastvater, meine Gastschwester aus Belgien und ich nach Rhode Island gefahren um uns das Waterfire anzuschauen. Das Waterfire ist eine ganz besondere Tradition, denn einmal im Jahr werden bei Sonnenuntergang auf dem Fluss, der durch die Stadt geht, alle zwei Meter ein Feuer entfacht. Dazu tritt eine Feuertänzerin auf und es wird traditionelle Musik gespielt. Es ist wunderschön und romantisch, weswegen sehr viele Leute schon zwei Stunden vor Sonnenuntergang hingehen um sich die besten Plätze für das Spektakel zu sichern.
Während meines ersten Monats gab es natürlich auch schon die ersten lustigen Pannen. Beispielsweise kam ich nach der ersten Woche ins Wohnzimmer und habe angefangen auf deutsch mit Allen zu reden ohne es zu realisieren.
Oder eine andere lustige Situation war, als ich mit meiner Gastschwester Kartoffelbrei machen wollte und etwas gesucht habe, damit der Kartoffelbrei von ihr eine cremigere Textur bekommt. Da bin ich auf Grits gestoßen. Ich hatte keine Ahnung was das ist und fragte meinen Gastvater, ob ich das da reinmachen kann, weil auf der Verpackung stand cremige Textur. Daraufhin fing er an zu lachen und erklärte mir, dass man mit Grits und Wasser Maiskrütze herstellt. Soviel zu meinem Versuch einen Kartoffel-Maisgrütze-Brei zu machen. Ich bin aber überzeugt, dass sich das schlechter anhört als es schmecken würde;)
(22.August)Ich hatte eine Idee. Diese Idee war vielleicht etwas überstürzt und verrückt, aber für einen Austauschschüler keine ungewöhnliche Idee. Meine Eltern waren auch einverstanden mit meiner Idee also hab ich sie in die Tat umgesetzt. Was ich gemacht habe? Meine Haare gefärbt!
Dieses Jahr ist mein Jahr und ich kann sein wer ich bin und Dinge tun, die ich mich vorher nicht getraut habe oder trauen würde, weil mein Umfeld mich kennt. Aber nun habe ich die Möglichkeit mich ganz neu zu entfalten und dieses Motto hatte ich beim Färben. Durch die Kontakte meiner Gastmutter hatte ich innerhalb 2 Tage einen Termin und nun sind meine dunkelbraune Haare in einem roten Caramel und ich liebe diese Haarfarbe.
(Stand 25. August) Von meiner Highschool habe ich leider noch nichts gehört. Ich bin auf jeden Fall angemeldet, aber bis jetzt hat sich noch kein Termin ergeben, bei dem ich meine Fächer wählen und mich mit der Schule vertraut machen kann.
Ich hoffe, dass ergibt sich noch bevor die Schule am 30. August startet.
Dies waren meine ersten 3 Wochen in Fairhaven! Ich bin überglücklich mit meiner Gastfamilie und meiner Platzierung und freue mich sehr auf den Schulstart!
Aber alles über meine Highschool erfahrt ihr im nächsten Bericht!
Bis zum nächsten Mal!