2023-04-20 10:58:02
Bericht #3 - Halloween, Wanderungen & Thanksgiving
Hey,
mittlerweile bin ich jetzt knapp vier Monate hier in Colorado. Ich möchte euch von den letzten zwei Monaten berichten:
Im Oktober haben wir einige Wanderungen unternommen. Wir sind auf den Pikes Peak, das ist ein 4.302 m hoher Berg in der Nähe unseres Wohnortes, mit einem Zug gefahren. Oben angekommen hatten wir eine tolle Aussicht über ganz Colorado. Man konnte sogar bis Kansas sehen. Diese Weite ist schon sehr faszinierend! Eine wunderschöne Landschaft - und das zu jeder Jahreszeit!
Am nächsten Tag sind wir zu den Gardens of the Gods gefahren. Dort sind wir spazieren gegangen, konnten dabei die wunderschön rot-eingefärbten Felsen betrachten und die Natur genießen. Außerdem sind wir auf den Mount Herman gewandert - das war zwar ganz schön steil und neblig, aber für die gigantische Aussicht hat es sich definitiv gelohnt.
Freunde aus der Schule haben mich auf zwei Geburtstagsfeiern eingeladen. Auf der einen Party kam sogar eine Band vorbei und es gab zum Schluss noch ein Lagerfeuer. Dort habe ich zum ersten Mal S´mores probiert. Das ist ein süßes Dessert mit Marshmallows, dünnen Schokotäfelchen und Graham Crackern. Zunächst wird der auf Stöckchen gespießte Marshmallow im Feuer geröstet; so weit kennen wir das ja auch aus Deutschland. Wenn er goldbraun gegart ist, werden zwei Graham Cracker mit je einem Schoko-Täfelchen belegt und der heiße Marshmallow wird dazwischen gepresst. Das Wort „S´more“ setzt sich zusammen aus „some“ und „more“ - wahrscheinlich möchte man immer noch mehr davon essen, weil es solch ein leckerer Nachtisch ist!
Ende Oktober habe ich Halloween hier erlebt. Das war wirklich ein absolutes Spektakel, denn hier wurde so viel dekoriert, dass ich mir wie an einem Halloween-Filmset vorkam. An Halloween selbst war ich auf einer Party eingeladen. Wir haben ein Murder-Mystery-Game gespielt und sind danach um die Häuser gezogen, um mit dem bekannte Spruch "trick or treat” Süßes zu sammeln. Es war eine sehr coole Erfahrung, weil wirklich alles dekoriert war. Unser ganzes Haus war mit Spinnennetzen und Sekeletts behängt.
Dann war es auch schon November. Die Zeit vergeht im Auslandsjahr gefühlt doppelt so schnell wie in Deutschland. Gestartet hat dieser Monat jedoch nicht besonders gut, da bei mir das Guillian-Barré-Syndrom, eine Autoimmunerkrankung, diagnostiziert wurde. Begonnen hat die Krankheit damit, dass meine Beine sich plötzlich sehr schwach anfühlten, ich Lähmungserscheinungen im Gesicht hatte und es mir schwerfiel, Treppen zu steigen und später auch zu sprechen. Nach einigen aufregenden Tagen konnte aber Entwarnung gegeben werden, denn da ich so früh ins Krankenhaus gekommen bin und dort behandelt werden konnte, ist alles noch einmal gut gegangen! Nach einer Woche Aufenthalt im Krankenhaus, wo ich spezielle Infusionen bekommen habe, ging es mir schon viel besser. Mittlerweile kann ich schon wieder fast alles machen. Ich bin so dankbar, dass meine Gastmama die ganze Zeit mit mir im Krankenhaus geblieben ist und sich so lieb um mich gekümmert hat! Ich hatte auch das Glück, dass meine Gastoma in diesem Krankenhaus arbeitet und sich deshalb auch alle Krankenschwestern und Ärzte bestens um mich gekümmert haben.
Ende November stand dann auch schon Thanksgiving an: Da es hier tatsächlich eine Woche Ferien gab, sind wir mit meiner Gastfamilie nach Arizona gefahren und haben dort mit über 65 Verwandten gefeiert. Es war so schön in die Wärme zu fahren, da es in Colorado momentan fast jeden Tag schneit. Es waren so viele Leute da, darunter auch einige, die nur ein paar Jahre älter als ich waren und mich super integriert haben. An Thanksgiving haben wir am Morgen alle sehr viel gekocht: Es gab insgesamt sieben (!) gefüllte Truthähne; jeder wurde unterschiedlich zubereitet (gegrillt, gekocht, im Herd gebraten usw.). Das Essen war sehr lecker und es war ein wunderschöner Tag. Beim gemeinsamen Poker durfte ich mitspielen und habe es überraschenderweise unter die letzten vier Spieler geschafft. Außerdem haben wir auch einen botanischen Garten mit sehr vielen Riesen-Kakteen besucht. Das coolste Erlebnis war jedoch eine Fahrt in einem offenen Jeep durch Phoenix! Wow - das hat superviel Spaß gemacht!
Was ich gemerkt habe: In einem Auslandsjahr kann auch etwas Unvorhergesehenes passieren - in meinem Fall war das die plötzliche Erkrankung. Aber wenn man so viel Glück mit seiner Gastfamilie hat wie ich, dann lässt sich auch das überstehen und der Auslandsaufenthalt kann weitergehehen.
Wie der Dezember und das Weihnachtsfest aussieht , das erfahrt ihr im nächsten Bericht. Bis dahin: Ciao! Es grüßt euch herzlich eure
Sophie