2023-03-09 16:21:17
Bericht #5 - der erste Monat in der Bretagne
Hallo zusammen,
ich finde es immer wieder erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht. Mein erster Monat in der Bretagne ist einfach schon vorbei. Gut, die Hälfte davon waren Ferien und die gehen ja irgendwie immer schnell vorbei. Aber naja. Meine erste Woche in der Schule hier war eigentlich sehr entspannt. Ich habe meinen Stundenplan bekommen und wurde am ersten Tag von Suzanne an Zoé, ein Mädchen aus meiner Klasse, „abgegeben“. An sich sehr praktisch - sie hat mir alles gezeigt und mich bisher durch die 2 Wochen gut begleitet. Außerdem war ich dadurch nicht alleine oder wie man so schön sagt „ich war nicht ganz so lost“. Dadurch, dass ich mein „ich trau mich nicht französisch zu sprechen“ scheinbar in der Normandie gelassen habe, war die erste Woche generell einfacher.
Am Dienstag war dann übrigens gleich wieder Streik. Also, sehr entspannt. Am Abend haben wir mit einer Nachbarin und ihren „Kindern“ gegessen. Ihre Tochter geht in meine Parallelklasse. Dadurch kannte ich dann noch jemanden, was Für Mittwoch sehr praktisch war. Mittwochs habe ich nur von 9 Uhr bis 11 Uhr Schule (Englisch und Mathe) also ein sehr entspannter Tag. ABER das mit den Bussen ist hier auch so eine Sache. Ich weiß nicht ob das überall so ist, aber hier in so kleinen Dörfern gibt es nur Schulbusse. Diese Busse fahren morgens 2-mal (um 7:30 Uhr und um 8:30Uhr) und nachmittags um 16h, 17h und 18h und mittwochs auch um 13h. Wenn ich um 11h aus hab, muss ich halt leider 2h auf den Bus warten. Nach Hause laufen geht leider nicht wirklich, weil es keinen Gehweg zwischen Treguier und Plouguiel gibt. Deshalb habe ich eine Stunde im „Aufenthaltsraum“ verbracht, bis die besagte Nachbarstochter mit ein paar Freundinnen auftauchte und mich gefragt hat ob ich mit ihnen Essen möchte. Ich war oder bin sehr erstaunt, wie schnell das mit dem Kontaktaufbauen geht, wenn man Französisch spricht.
Meine Schule ist übrigens wesentlich schöner als die davor, jedenfalls von außen. Früher war meine Schule anscheinend ein Kloster. Das gibt dem Gebäude einen gewissen Flair. Direkt an der Schule ist auch ein Theater, zu dem wir von der Schule aus Zugang haben. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind 2 Gebäude vom Internat meiner Schule. Dort ist auch die Kantine. Von Innen ist die Schule leider nicht so schön. Sie ist jetzt nicht wirklich hässlich aber eben schon sehr abgenutzt. Ein weiterer Unterschied zu meiner Schule in der Normandie ist, dass wir das Gelände verlassen und betreten können wann wir wollen und das hier wesentlich weniger Schüler sind. Außerdem ist die Schule sehr kunstorientiert, was man auch am Kleidungsstiel vieler Schüler merkt.
Das erste Wochenende war gleich ein AFS-Wochenende. Wir haben wieder ein paar Übungen gemacht, uns ausgetauscht und viel Spaß gehabt. Der große Unterschied war, dass wir wesentlich mehr Leute waren. Wir waren insgesamt ca. 36 Personen (Austauschschüler, Franzosen, die bald einen Austausch machen und Leute von AFS). Es war wirklich lustig. An einem Abend wurden wir in Gruppen eingeteilt und mussten uns eine Tanz-Choreo ausdenken, die wir dann am Abend bei einer „Talent-show“ verführen mussten.
Die 2. Woche verlief ähnlich wie die erste. Viel Französisch reden, sich in der Schule irgendwie zurechtfinden und versuchen neue Leute kennen zu lernen.
Dann waren auch schon wieder Ferien. Die ersten paar Tage waren Salomé und Suzanne bei ihrem Vater. Ich habe nicht wirklich viel gemacht in der Zeit. Etwas Sport, ein bisschen malen, lesen und so weiter. Einmal sind wir mit einer anderen Nachbarin spazieren gegangen (diese Nachbarin kommt aus Deutschland). Am Montag bekamen wir dann besuch von Marions älterem Bruder mit seiner Freundin und seinem kleinen Sohn.
Dadurch dass das Wettere schön war, sind wir relativ oft spazieren gegangen. Außerdem haben wir Pizza im Holzofen gemacht (sehr lecker) und ich habe das erste Mal Meeresspinne gegessen ( also eine große Krabbe). Mittwochs sind wir dann mit dem Bruder (+Familie) für 2,5 Tage zu den Eltern der beiden gefahren. Ich muss sagen, die gesamte Familie bzw. den Teil den ich mittlerweile kenne ist wirklich, wirklich nett.
Die 2. Ferienwoche war mein persönliches Highlight. Das lag daran, dass Mathis (mein Freund) mich besucht hat. Samstagabend haben wir ihn vom Bahnhof abgeholt. Es war ein so unglaublich schönes Gefühl ihn nach fast 6 Monaten endlich wieder zu sehen und umarmen zu können. Dadurch, dass er kein Französisch spricht und meine Gastfamilie weder Englisch noch Deutsch kann, musste ich immer übersetzen. Aber ich muss sagen, dass es erstaunlich gut funktioniert hat. Wir waren spazieren, einmal Essen, haben Filme geschaut, mit Salomé Sushi selbst gemacht und einige Spiele gespielt. Wirklich viel haben wir nicht gemacht - mussten wir aber auch nicht. Es war schön einfach wieder Zeit miteinander verbringen zu können und es hatte so, so gut getan. Der Abschied am Samstag darauf war natürlich trotzdem schwer. Wäre aber auch irgendwie seltsam, wenn nicht. Offensichtlichhat er einen sehr guten Eindruck bei meiner Gastfamilie hinterlassen. Sie haben ihm direkt angeboten, dass er immer wieder gerne herkommen kann.
So, das wars dann eigentlich auch schon wieder. Die Ferien sind (leider) vorbei und die Schule geht wieder los. Aber ich freue mich drauf dieses Abenteuer weiterzumachen und ich bereue es kein bisschen, dass ich die Gastfamilie gewechselt habe und nicht nach Hause gegangen bin. Das Einzige, was mich etwas ärgert ist, dass ich so spät gewechselt habe - aber besser spät als nie. Und bis auf meine Freunde, vermisse ich nicht viel in der Normandie. Aber diese Freunde vermisse ich wirklich sehr. Naja, ich versuche den Kontakt zu halten. Das wird dann schon.
Ich hoffe euch hat der Bericht gefallen, bis zum nächsten Mal.
Eure Léa