2022-12-27 12:43:04
Bericht #3 - Joyeux Noël
Hallo zusammen,
erstmal möchte ich mich entschuldigen, dass länger nichts von mir kam. Es gab viel zu organisieren und zu entscheiden. Aber gut, vielleicht fange ich am besten da an wo ich letztes Mal aufgehört habe. Also, in der 2. Ferienwoche haben wir die Familie meiner Gastmutter besucht. Diese lebt in der Nähe von Lyon. Es war wirklich die gesamte Familie da: die Eltern, die 3 Schwestern und ihre jeweiligen Familien. Insgesamt waren wir 14 Personen oder eher 13 und ein Baby. Das Besondere daran war, dass auch die jüngste der Schwestern mit ihrem Mann und ihrem Sohn da war. Das ist insofern besonders weil diese kleine Familie nach Australien ausgewandert ist. Für mich war es von Vorteil, weil dadurch mehr englisch gesprochen wurde. Gewohnt haben wir in dem Haus der Großeltern, ein riesiges Haus auf einem noch größeren Grundstück. Unternommen haben wir dort an sich nichts, aber es war trotzdem sehr schön, vor allem das Wetter und die Natur. Ich hätte nicht gedacht, dass ich Anfang November in kurzer Hose und T-Shirt spazieren gehen werde. Also ich kann diese Gegend nur empfehlen. Es ist unheimlich schön dort.
Leider gab es bei mir zuhause einen Trauerfall. Generell war der November hier nicht sehr einfach für mich… Zwar wurde es in der Schule für mich einfacher, dadurch das ich wirklich Freunde dort gefunden habe, aber in meiner Gastfamilie wurde es schwieriger. Es sind sehr liebe Menschen, aber ich oder eher wir haben gemerkt, dass es nicht so wirklich passt. Wir haben in Vielem verschiedene Ansichten und ich fühle mich deshalb nicht besonders wohl in der Familie. Das zusammen macht ein Zusammenleben sehr schwierig. Zudem sind sie auch nicht sehr zufrieden bzw. sogar etwas enttäuscht über meine Entwicklung in der französischen Sprache. Die Frage bei dem Ganzen war dann, ob ich die Familie wechsle oder direkt nach Hause gehe. In vielen Gesprächen mit AFS, der Gastfamilie und mir war dann letztendlich von mir die Entscheidung getroffen worden, dass ich abbreche und nach Hause gehe. Für mich hatte das am meisten Sinn ergeben. Wenn ich die Familie wechsle, muss ich auch die Schule wechseln und alles wieder neu aufbauen und ich war mir nicht sicher, ob ich das schaffen würde. An dem Abend hatte sich die Entscheidung gut und richtig angefühlt. Vielleich lag es auch daran, dass ich an dem Abend eine Entscheidung treffen MUSSTE. Und man sagt nicht umsonst, dass man immer eine Nacht über wichtige Entscheidungen schlafen soll. Am nächsten Morgen fühlte sich diese Entscheidung nämlich nicht mehr richtig an. Ich hatte viel nachgedacht und viele Menschen nach deren Meinung gefragt. Ich habe quasi 13 Personen gefragt: 5 meinten „Versuchs nochmal“, 5 „geh nach Hause“ und 3 „tu das, was für dich am besten ist“…. Die Entscheidung musste ich also doch komplett allein treffen. Und letztendlich habe ich mich dann dazu entschieden doch zu bleiben. Ich hätte es einfach nicht mit meinem Gewissen ausmachen können, wenn ich doch nach Hause gegangen wäre. Zum Glück war es möglich mich noch einmal umzuentscheiden. Jetzt heißt es warten und hoffen, dass eine neue Gastfamilie für mich gefunden wird.
Natürlich heißt es nicht, nur weil ich die Gastfamilie wechseln möchte bzw. werde, dass ich mit ihnen Garnichts mehr mache. An einem Wochenende haben wir Freunde meiner Gastfamilie in Paris besucht. Wir haben uns die Schaufenster angeschaut und das Wachsfiguren Museum besucht. Es war zwar sehr sehr kalt, aber auch schön.
Was ich festgestellt habe, ist, dass wenn Franzosen sagen „wir haben Besuch zum Abendessen“ es eigentlich heißt „wir haben Besuch, der um 19:30 Uhr kommt und so um 00:30 Uhr wieder geht“. Also ich weiß nicht, vielleicht sind wir in Deutschland auch einfach komisch, aber wenn meine Familie in Deutschland Besuch zum Abendessen hat, geht dieser Besuch in 90% der Fälle wieder am gleichen Tag, an dem sie gekommen sind.
Man muss aber dazu sagen, dass der Besuch bei der Gastfamilie tatsächlich zum Abendessen da war. Das lief wie folgt ab: Wenn er ankommt, gibt es erstmal Apero. Dabei wird viel geredet und ein wenig gegessen. Das kann sich so 1h bin 1,5 h ziehen. Dann gibt es Essen, zwischen dem Essen und dem Nachtisch gibt es natürlich noch Käse und Brot. Während dessen wird auch viel geredet. Die Kinder gehen während dessen „spielen“. Um Mitternacht ungefähr gibt es den Nachtisch. Danach wird noch geredet und irgendwann geht dann der Besuch. Für mich persönlich ist das ganze viel zu lange. Aber gut, das gehört eben dazu.
Mittlerweile sind hier Weihnachtsferien. Der „vielleicht Abschied“ von meinen Freunden in der Schule war schon traurig. Ich muss sagen, dass ich es sehr anstrengend finde nicht zu wissen, wo ich nach den Ferien bin. Mittlerweile steht fest, dass ich Weihnachten noch zusammen mit meiner Gastfamilie verbringen werde. Was danach passiert, weiß ich leider nicht. Ich hoffe aber sehr, dass ich es bald erfahre.
Und ich hoffe sehr, dass ich im nächsten Bericht euch über meine neue Gastfamilie, die neue Schule und den Ort berichten kann. Erst einmal wünsche ich Euch schöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Joyeux noel