2022-10-08 16:51:00
Bericht #1 – Auf nach Frankreich
Hallo, mein Name ist Lea Kandefer.
Ich werde hier von meinem Auslandsjahr in Auzebosc, in der Normandie, Frankreich berichten.
Viel Spaß beim Lesen…
Also…
Meine Reise startete am 2. September. Eigentlich sollten ich und eine Freundin, die ebenfalls nach Frankreich geht, mit dem Zug von Heidelberg aus über Karlsruhe nach Paris zum Vorbereitungscamp fahren. Allerdings hatte unser Zug so viel Verspätung, dass wir unseren Anschlusszug in Karlsruhe definitiv verpasst hätten. Dankenswerterweise haben sich meine Eltern dazu bereiterklärt uns beide nach Karlsruhe zu fahren. Zuerst haben wir Nike abgeholt und sind dann anschließend nach Karlsruhe gefahren.
Dort hieß es dann für mich Abschied nehmen… Ein Moment, den ich persönlich überhaupt nicht mag und in den Tagen zu vor schon oft hinter mir hatte. Vor allem war es schwer sich vorzustellen, dass ein Abschied für so eine lange Zeit ist. Aber die Vorfreude auf das kommende Abenteuer hat alles etwas erleichtert.
Dann kam der Zug. Wir sind eingestiegen (was mit einem Koffer, der für 10 Monate gepackt war, gar nicht so einfach ist) und typisch: Ich bin erstmal zum falschen Platz gegangen. Gut, der Fehler ist ja schnell behoben. Im Zug haben wir dann ein paar anderer AFSler getroffen.
In Paris wurden wir von 2 Volontären abgeholt und in die Jugendherberge gebracht. Dort waren die meisten Austauschschüler aus aller Welt schon da. An diesem Tag wurde auch nicht mehr viel gemacht, da die letzten Austauschschüler erst gegen 22 Uhr ankamen. Am nächsten Tag haben wir noch eine Bootsfahrt in Paris gemacht und ein paar Dinge besprochen.
Am Sonntag dem 4.09. ging es dann richtig los… Das hieß: um kurz nach 5 Uhr aufstehen, Sachen im Bus verstauen und zum Bahnhof fahren. Wir sind 4 Schüler, die ihr Aufenthalt in der Normandie verbringen werden, also mussten wir zu einem anderen Bahnhof als die anderen in unserem Bus. Nach einiger Zeit warten, kam dann unser Zug. Wir sind ca. 2h gefahren.
Am Bahnhof wurden wir dann bereits von unseren Gastfamilien erwartet. Es wurden noch ein paar Fotos gemacht und jeder ist nach Hause gefahren.
Unsere Fahrt hat ca. 1h gedauert, dann waren wir da. Bevor wir richtig nach Hause gefahren sind, fuhren wir noch durch Yvetot (der nächste etwas größere Ort in dem eigentlich alles stattfindet: Meine Schule, Supermarkt, Tanzschule, Musikschule, Bibliothek usw.).
Im neuen Zuhause angekommen, haben wir erstmal gegessen, mir wurde das Haus und mein Zimmer gezeigt und ich hatte etwas Zeit meine Sachen auszupacken. Als ich damit fertig war, sind wir noch durch den Ort gelaufen, mir wurde die Schule meiner kleinem Gastschwester gezeigt und die Bushaltestelle. Dann war der Tag eigentlich auch schon vorbei.
Am Montag war dann mein erster Schultag im Lycée Queanau Reichmond in Yvetot. Ich musste erst um 9 Uhr dort sein, da ich erstmal alles abklären musste, wann ich in welchen Unterricht gehe, Mensakarte einrichten und all das, was man halt am ersten Tag in einer neuen Schule alles so machen muss.
Meine erste Stunde war Mathe mit meiner Klassenlehrerin. Zu meinem Glück spricht sie etwas Deutsch… In der Klasse hat sich zum Glück ein sehr nettes Mädchen, Lise, dazu bereit erklärt mir etwas durch die erste Woche zu helfen. Es ist seltsam Nichts zu verstehen (ich hatte in der Schule bisher keinen Französischunterricht), niemanden zu kennen und sich nicht wirklich verständigen zu können. Und es ist tatsächlich nicht nur ein Klischee, dass Franzosen kein Englisch sprechen… Es ist nicht mal so, dass sie es einfach nicht gut können, sie können es halt gar nicht, was das Ganze für mich etwas erschwert. Zum Glück sprechen Lise und meine Gasteltern gut Englisch.
Ich muss sagen, dass die ersten Tage sehr schwer für mich waren. Ich habe meinen Freund, meine Familie und meine Freunde sehr vermisst und tue es zwischendurch immer noch. Ich war etwas überfordert, weil ich eben nichts verstehe und die Schule zum Beispiel auch ungewohnt lang geht. Schlicht gesagt, hatte ich in den ersten Tagen einfach extremes Heimweh. Gegen Ende der ersten Woche wurde es allerding schon besser.
Am Freitag hatte ich dann meine erste Tanzstunde. Ich tanzte bisher fast 10 Jahre Ballett, hier wollte ich mal etwas Neues ausprobieren und habe ich für Modern Jazz angemeldet. Es ist interessant und macht Spaß.
Am ersten Wochenende haben wir einen Ausflug nach Etretat gemacht. Ein wunderschöner Ort. Die Aussicht an den Klippen ist traumhaft.
Der Kieselstrand ist auch sehe schön und auch der weg dorthin war sehr lustig. Wir sind mit „Fahrrädern“ auf Eisenbahnschienen gefahren. Diese „Fahrräder“ waren wie ein kleiner Wagen. Sah ein bisschen aus wie ein sehr breites Kettcar. Rechts und links waren wirklich Fahrräder befestigt, in der Mitte waren Plätze frei für den Rest der Familie. Natürlich waren die Schienen nicht mehr in Betrieb. Ich hatte so etwas vorher noch nie gesehen. Es macht riesigen Spaß und ist sehr empfehlenswert.
Die zweite Woche verlief schon wesentlich einfacher. Lise hat mich etwas in ihre Freundesgruppe integriert, was mir sehr geholfen hat. Die Orientierung innerhalb der Schule war allerdings immer noch holprig. Die Schule ist so riesig und hat über 1000 Schüler*innen und dadurch, dass gerade noch gebaut wird, finden manche Unterrichte in Containern statt. Was das Ganze noch etwas verwirrender macht.
Der Stundenplan hier funktioniert übrigens nach einem Woche A und Woche B System. Was bedeutet, dass manche Stunden je nach Woche variieren. Außerdem habe ich samstags von 10 bis 12 Uhr Kunstunterricht. Schule an sich beginnt entweder um 8 oder 9 Uhr und geht meistens bis 17:30 Uhr, an manchen Tagen auch etwas kürzer. Zwischendurch gibt es an einigen Wochentagen Freistunden und natürlich eine Mittagspause.
Am Mittwoch der 2. Woche hatte ich meine erste Cellostunde in Frankreich. Auch das ist sehr ungewohnt, allein weil es ein anderes Cello ist, aber auch, weil der Lehrer auf ganz andere Dinge wert legt als meine Lehrerin in Deutschland. Nach meinem Cellounterricht habe ich noch 1,5h Musikunterricht, weil man das hier nicht in der Schule als Fach hat (außer man wählt es als optional).
Den 2. Samstag hier haben wir zuerst in Diep und anschließend in Le Havre verbracht. In Diep war eine Art Veranstaltung, bei der man Drachen steigen lassen konnte. Dort haben wir auch Pedro und Ahmah aus dem Camp wieder getroffen. Es war sehr lustig. Das letzte Mal als ich ein Dachen steigen gelassen hatte, war ich vielleicht 6 oder 7 Jahre alt gewesen, wenn nicht sogar noch jünger. Am Abend sind wir dann nach Le Havre gefahren. Dort haben wir Freunde von meiner Gastfamilie getroffen und haben ein Museum besucht (ich war noch nie um 22:30 Uhr in einem Museum). Am Ende sind wir zu einer Art Parade gegangen. Dort haben verschiedene Gruppen nacheinander Blasmusik gespielt. Zu Hause waren wir erst gegen 01:00 Uhr nachts.
Die dritte Woche ging dann noch ein Stückchen besser. Mittlerweile verstehe ich ein bisschen Französisch, wenn sich meine Gastfamilie unterhält. In der Schule habe ich mittlerweile Freunde gefunden und orientieren kann ich mich auch besser. Gut, im Unterricht bekomme ich immer noch nichts oder nicht viel mit, aber das wird hoffentlich auch noch besser.
So, das war’s auch schon von meinem Bericht der ersten Wochen. Ich hoffe Ihr hattet Spaß beim Lesen!
Liebe Grüße und hoffentlich bis zum nächsten Bericht 😊
Eure Léa