2021-11-18 12:11:00
Bericht #2 - Go Eagles!
Man kennt sie aus Filmen und Serien, sie ist der sozialer Mittelpunkt amerikanischer Teenager und mit ein Grund warum ich unbedingt in die USA wollte. Die amerikanische Highschool. Umso schwerer viel es mir zunächst, mich von der Illusion der typischen High School verabschieden zu müssen, denn ich besuche eine Privatschule. Statt der üblichen riesigen Klassen besuchen nur etwa 400 Schüler meine High School und die Kursgröße ist entsprechend überschaubar. Und weil die Schule so klein ist, haben wir nicht mal ein eigenes Footballteam. Ich bekam fast den Eindruck, dass die Schule hier meiner Schule in Deutschland ähnlicher ist als einer öffentlichen Highschool und um ehrlich zu sein, war ich anfangs sogar ein wenig enttäuscht, dass mir die berühmte Highschool-Erfahrung verwehrt bleibt.
Allerdings verflog diese Sorge sehr schnell wieder, als ich den riesigen Campus gesehen habe, der nahezu Collage verdächtig wirkt.
Die Schule begann zwar erst zwei Wochen nach meiner Ankunft, aber als Mitglied des Schulschwimmteams hatte ich bereits in den Sommerferien Training und konnte so bereits den ausgeprägten Highschool-Spirit spüren. Außerdem wurde ich gleich mit Schul Merchandise ausgestattet. Umso gespannter war ich auf meinen ersten Schultag.
Ich war zugegeben ziemlich aufgeregt, als mich mein Gastvater, nicht der gelbe Schulbus, morgens zur Schule brachte und ich etwas unbeholfen die neue Schule erkundete. Die erste Herausforderung, die sich mir dort stellte, war es, das amerikanische Schloss für meinen Spind zu öffnen. Klingt einfach, erfordert aber tatsächlich etwas Übung. Zudem musste ich mich daran gewöhnen, mich einzutragen, wenn ich das Schulgelände nach 7:50 Uhr betrete oder vor 15 Uhr verlasse. Das nächste, was mir an der Schule auffiel, war das freundschaftliche Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern. Es werden schlechte Witze gemacht, Diskussionen über das angenehmste Klopapier geführt oder sich im Rappen gebattelt. Manchmal besuchen Schüler die Lehrer sogar während den Pausen in ihren personalisierten Klassenräumen. In einigen Klassenzimmern gibt es extra Sofas. Übrigens haben die meisten Lehrer einen Kühlschrank in ihren Klassenzimmern, und überall entdecke ich diese elektrischen Stifte Anspitzer. Dabei schreiben die meisten Schüler den Stundeninhalt auf ihren Laptops mit.
Aufgrund der Größe der Schule kennen sich die meisten Schüler untereinander und gerade als Austauschschüler ist man schnell bekannt und wird ständig mit Namen gegrüßt oder bekommt jede Menge Komplimente für den neuen Haarschnitt, was ziemlich cool ist. Insgesamt sind die Schüler hier sehr engagiert. Die meisten sind Mitglied in einem Schulsportteam oder in verschiedenen von Schülern geleiteten "Clubs". Ich habe mich zum Beispiel für den "International Food Club", den "Waterpolo Club", den "Weightlifting Club" und den "Stockmarket Club" eingeschrieben. Der bereits erwähnte Schoolspirt ist wirklich etwas besonderes und wahrscheinlich auch der eigentliche Grund, warum die Schule hier so viel Spaß macht. Die Schüler identifizieren sich mit ihrer Schule, den Schulteams und dem Schulmaskottchen, einem Adler(Eagle). Vor allem die Volleyball-Heimspiele werden von vielen Schülern angefeuert. Der Zusammenhalt innerhalb der Teams ist ebenfalls super. Nach jedem Schwimmwettkampf haben wir ein Teamdinner. Außerdem gehen wir manchmal mit der Mannschaft bowlen, spielen Laser-Tag oder verbringen einen Tag im Wasserpark. Leider ist die schwimm Saison bald schon wieder vorbei, allerdings hat das aber auch etwas Gutes, denn Schwimmtraining ist um 5:30 Uhr morgens und allmählich wird es etwas kühl draußen wenn die Sonne noch nicht aufgegangen ist. Vielleicht habe ich mich auch einfach schon zu sehr an das schöne Wetter hier gewöhnt. Im nächsten Semester werde ich mich vermutlich beim Golfen oder Tennis probieren. Alternativ werden auch eSport, Basketball, Fußball oder Leichtathletik angeboten. Das Schulsportangebot hier ist einfach unglaublich! Ebenso wie die Fächerwahl. Von Grafikdesign über Filmmaking bis hin zu Metallschmiedekunst wird hier alles unterrichtet.
Die Schule feiert dieses Jahr ihr 60-Jähriges bestehen. Entsprechend gibt es auch einige Traditionen hier. Dazu zählen auch die "Seniorspeeches". Dabei handelt es sich um eine 5-10-minütige Rede über ein individuelles Anliegen oder Erlebnis, die jeder Senior vor der gesamten Schule hält. Ich war sehr beeindruckt, wie persönlich und emotional die meisten Reden sind. Eine weitere Tradition ist die „Spirit Week“ ,in Vorbereitung auf „Blue and Gold“ (die Farben der Schule und unser alternative zu Homecoming). in der sich alle Schüler passend zu verschiedenen Mottos kleiden. Die Mottos dieses Jahr wahren: „Pyjama-Day“, „Decade-Day“, „Fan-Day“ und „Tropical-Day“. Der „Tropical-Day“ wurde zudem mit eine Bootsregatta zelebriert, in der Schüler und Lehrer mit selbst gebastelten Booten gegeneinander antraten. Zwar sind die meisten Boote gekentert, dennoch war es ziemlich lustig. „Blue and Gold“ war ebenfalls fantastisch. Meine absoluten Highlights waren der Senior-Tanz und die Feuerwerksshow am Ende.
Das Leben an einer amerikanische Highschool ist superaufregend und ich war überrascht, wie viele Klischees tatsächlich zutreffen. Ich genieße das Leben an der Highschool jedenfalls total.
Herbstliche Grüße in die Heimat!
Euer MRN-Botschafter
Henning