2022-03-22 15:27:00
Bericht #6 - Italienischer Schulalltag
Hallo alle miteinander!
Nach dem etwas düsteren Ende des letzten Monats ist hier eine schöne Botschaft, die ich beim Frühstück im Café gegenüber der Schule gefunden habe!
Außerdem hier noch wie schon versprochen ein bisschen Rampenlicht für diverse Haustiere…
…Katzen, immer fotogen und entspannt…
…und der Hund Cocco, der etwas weniger entspannt ist!
Anfang des Monats ist in unserem Haus über uns eine sehr nette junge Frau namens Stella eingezogen. Auf dem Weg nach oben mit ihren Möbeln hat sie dabei leider einen unschuldigen Kaktus umgeworfen, der aber glücklicherweise eh schon im Rentenalter war.
Außerdem sind mein Gastbruder und seine Freundin wieder zu Besuch gekommen. Leonardo (der Physik studiert) wollte sich verabschieden, weil er jetzt bis Juli in einem Studienprogramm in Nottingham ist. Also waren wir zusammen im neuen Batmanfilm, der so lang war, dass es eine Pause gab, aber auch echt gut war.
Am Weltfrauentag (dem 8.März) hat ein Klassenkamerad für alle Mädchen in der Klasse Mimosen mitgebracht, was hier die traditionelle Blume des Internationalen Frauentags ist.
Außerdem waren wir zur Feier des Tages in einem Café, wo es viele Gebäcke mit Mimosengeschmack gab.
Leider mussten meine Gastschwester und ich während der Besuchszeit trotzdem zur Schule gehen.
Was uns aber fröhlich überrascht hat, war ein Schäfer, der seine Tiere neben unserem Schulweg hat grasen lassen.
Am letzen Tag, an dem mein Gastbruder da war, sind wir zusammen in die Buchhandlung gegangen.
Auf der Glastür ist Dante abgebildet, der wohl wichtigste italienische Schriftsteller. Er ist einer der bedeutendsten Vorväter der italienischen Sprache, religiöser Einfluss auf die globale Kirche und der Celebrity Crush von allen Italienischlehrer:innen.
In den letzten drei Schuljahren hier wird jeweils eines der Bücher zugehörig zur Trilogie „La Divina Commedia“ (die göttliche Komödie) durchgenommen. Ich bin im dritten Jahr des sog. „Liceo“ also quasi der Oberschule, und bin in der Mitte des „Inferno“ angekommen.
Das Buch ist in altem Italienisch (volgare) verfasst worden, und wird in der Schule im Original mit Paraphrasen im Schulbuch gelesen. Das ist natürlich ziemlich kompliziert, vor allem für mich, der schon modernes Italienisch manchmal schwerfällt, lohnt sich aber sehr, weil so viel Genie und Innovation darin steckt, dass es fast aus den Seiten rausfließt.
Als Andenken habe ich mir aus der Bücherei auch eine Miniversion der Trilogie mitgenommen (die richtige Sammlung würde auf dem Rückweg zumindest Gepäckzuschlag, wenn nicht einen eigenen Koffer in Anspruch nehmen).
Am 15. März habe ich die wohl aufregendste Sache bisher unternommen: ein Interview mit dem Fernsehen!
Um morgens pünktlich am Drehort anzukommen, habe ich bei der Freiwilligen meiner Austauschorganisation übernachtet, die für mich zuständig ist (Antonella).
Ihr Hund Paco ist wohl halb so groß wie ich und außerdem hat sie über 15 Katzen!
Abends waren wir noch in dem Örtchen Gallatone unterwegs, wo sie mit ihrer Familie wohnt und wo ich zum ersten Mal seit Langem Michael wiedergesehen habe!
Wir waren zusammen Eisessen und Kaffeetrinken, und es war sehr nett ein bisschen unsere Erfahrungen auszutauschen, auch wenn es mit der Sprache immer noch schwierig war.
Am nächsten Morgen habe ich mich früh fertig gemacht und wurde von Antonella nach Lecce begleitet. Hier haben wir uns zunächst in einer Schulaula eine Präsentation von ein paar anderen Austauschschüler:innen angehört und dann angefangen Einzelinterviews auf der Piazza im Sonnenschein zu filmen.
Einerseits war ich natürlich super nervös, aber andererseits war es schön, dieses aufregende Erlebnis mit meinen Freund:innen aus Lecce (zum Beispiel Heidrun von den Farroer Inseln und Luna aus Madrid) zu teilen.
Nach einer Mittagspause wurden wir dann noch mit einem weiteren Programmpunkt überrascht:
Zwei professionelle Tänzer:innen der lokalen und traditionellen „pizzica“ haben uns einige grundlegende Schritte beigebracht und natürlich auch eine eigene Choreographie aufgeführt.
Auch unsere (leicht kläglichen) Versuche, einen komplexen und sehr traditionellen Tanz nachzuahmen wurden aufgenommen.
Wenn ihr am Resultat interessiert seid, schaut gerne auf der Website von Rai3 vorbei, da sollte es in den nächsten Wochen hochgeladen werden.
Ein paar Wochen vergingen dann mit Spaziergängen bei schönem Frühlingswetter in dem Örtchen Ugento, was mein zweites Zuhause geworden ist.
Außerdem Ausgehen mit Freunden (aus der Schule Marina und Tanisha, die auf dem Foto mein Handy geklaut haben um Selfies zu machen), ruhige Abende mit der Gastfamilie und Lesen auf einer Bank auf der örtlichen Piazza.
Dann waren wir leider eine Woche lang in Quarantäne, weil mein Gastvater positiv getestet wurde (wir haben uns aber glücklicherweise nicht angesteckt!).
Das bedeutete Onlineunterricht, was traurig war, weil mir meine Freundinnen gefehlt haben, aber auch viel Zeit mit meiner Gastfamilie, was überhaupt nicht traurig war.
Außerdem habe ich uns die Tage zu Hause zur Feier der Erdbeersaison mit ein bisschen Käsekuchen versüßt.
Ich habe dann gegen Ende ein Buch („Il merchante di venezia“) von meinem Gastbruder angefangen, was für klassische Literatur überraschend unterhaltsam ist!
Am letzten Tag vom März kam außerdem um Mitternacht ein neuer Song von Harry Styles raus, den meine Gasschwester und ich beider sehr gerne mögen, was ein perfekter Start in den neuen Monat war und außerdem ein ziemlicher Ohrwurm.
Wir hören uns nächsten Monat wieder (vielleicht mit einem neuen Ohrwurm), bis dahin alles Gute!
Fanny :)