2022-01-25 15:10:00
Bericht #2 - Hei og velkommen tilbake! (Hallo und willkommen zurück!)
Mehr als zwei Monate sind schon vergangen seit ich in Norwegen gelandet bin.
Mir geht es hier super gut und ich habe die letzten „warmen“ Tage genossen. Mit meiner Gastfamilie war ich oft spazieren und wir waren mit meinen Gastgroßeltern beim Angeln. Außerdem waren wir auf vielen Fußballspielen meiner Gastschwester Tilde und meines Gastbruders Simon. Die Norweger lieben Fußball mindestens so sehr wie die Deutschen und auch, wenn ich persönlich kein Fußballfan bin, sehe ich immer gemeinsam mit meiner Gastschwester Tuva, meinen Gasteltern und oft auch meinen Gastgroßeltern die Spiele an.
In diesem Blogbeitrag werde ich, wie schon angekündigt, ein bisschen mehr über die Schule reden.
Norwegen hat ein sehr fortgeschrittenes Schulsystem. Die ersten sieben Schuljahre verbringt man in der „Barneskole“, ab der achten Klasse geht man in die „Ungdomsskole“ und die letzten drei Schuljahre geht man in die „Vidregåendeskole“. In Norwegen bekommt man erst ab der „Ungdomsskole“ Noten und das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern ist viel entspannter als in Deutschland. Man spricht alle Lehrer mit dem Vornamen an und ist generell viel mehr in den Unterricht einbezogen. In der „Vidregåendeskole“ kann man verschiedene Schulzweige wählen, je nachdem, was man nach der Schule machen möchte. Wählen kann man zum Beispiel den ganz normalen Studienzweig, welcher der Deutschen Oberstufe wahrscheinlich am ähnlichsten ist, einen Medienzweig, einen Sportzweig und noch viele mehr. Für außergewöhnlichere Zweige müssen Schüler oft weit reisen und wohnen deshalb nicht zuhause, sondern gemeinsam mit anderen Schülern oder sogar alleine in einem „Hybel“, einer kleinen Wohnung. Auf meiner Schule kann man den Studienzweig, den Gesundheitszweig und den Friluftslifszweig wählen. Meine Schule ist die einzige in Norwegen, in welcher man Friluftsliv wählen kann und auch ich habe mich dazu eingeschlossen, diesen Zweig zu wählen. Zu meinem Stundenplan gehören viele praktische Fächer, wie „Friluftslivslære“, wo wir meistens draußen sind und mit Karten und Kompass üben, Feuer machen oder wandern gehen, und das Fach „Aktiv“, da gehen wir immer entweder Kayak fahren oder Klettern. Zu Friluftsliv gehört auch noch das Fach „Folkehelse“. In diesem Fach reden wir sehr viel über soziale und auch kulturelle Unterschiede, Gesundheit und darüber, wie das „Friluftsliv“ System für alle Menschen sehr wichtig ist und wie man es besser nutzen kann. Daneben habe ich noch ganz normale Fächer, wie Norwegisch, Mathematik, Geschichte, Sozialkunde, Geographie und Sport.
Zum Friluftsliv Zweig gehören nicht nur außergewöhnliche Fächer, sondern auch viele Aktivitäten. Wir veranstalten zum Beispiel Aktivitätstage für verschiedene Altersgruppen und im Laufe des Schuljahres werden wir dreimal auf „Ukestur“ („Wochentur“) gehen, einmal im Herbst, einmal im Winter und einmal im Frühling/Sommer.
Vom 20. bis zum 24.09.2021 waren wir auf unserer ersten „Ukestur“, einer Wanderung im Rago Nationalpark. Am Morgen des 20. Septembers haben wir uns um halb neun getroffen und sind zusammen circa zwei Stunden nach „Lakshol“, einem kleinen Dorf mit nur ein paar Häusern direkt vor dem Nationalpark, gefahren. Von dort aus ging es dann gleich los und wir sind ungefähr sechs oder sieben Stunden zu unserem ersten Übernachtungsplatz gewandert. Mit einem 80 Liter Rucksack auf meinem Rücken war ich ziemlich schnell aus der Puste und mir haben am Ende des Tages alle Knochen wehgetan. Angekommen, haben wir direkt unsere Zelte aufgebaut und gleich das Abendessen vorbereitet. Leider durften wir kein Feuer machen wodurch es natürlich super kalt war und zu allem Übel hatten die zwei anderen in meiner Gruppe und ich große Probleme den Gaskocher anzukriegen. Nach ungelogen zweieinhalb Stunden konnten wir dann endlich essen und ich bin darauf gleich ins „Bett“ gefallen, mit den Gedanken, dass ich gerade einfach nur nach Hause will. Am nächsten Morgen mussten wir um acht Uhr alles fertig gepackt und gefrühstückt haben, um uns dann zu sammeln. Unsere beiden Lehrer mit denen wir im Nationalpark waren haben uns dann erzählt, dass es leider eine Sturmwarnung gibt, wir deswegen an diesem Tag nicht weiter könnten und wir die nächste Nacht in zwei kleinen Nothütten schlafen würden. An diesem Tag haben wir dann nur eine kleine „Tur“ auf einen Berg gemacht und haben den Rest des Tages in unserem Camp verbracht. Das Kochen hat glücklicherweise viel besser geklappt. Abends haben wir uns dann aufgeteilt und es haben jeweils sechs Schüler in einer Hütte übernachtet.
Mittwoch, der nächste Tag, war ziemlich speziell für mich, ich hatte nämlich Geburtstag und war mir nicht ganz so sicher wie ich das unter den gegebenen Umständen finde. Ich kannte meine Klassenkameraden noch nicht wirklich gut und hatte keinen Empfang um zuhause anrufen zu können. An diesem Tag war unsere weiteste Etappe geplant und meine Gruppe, welche aus drei Personen bestand, hatte „die Verantwortung“. Ich habe vorher noch nicht wirklich viel mit Karte und Kompass gearbeitet und das war dementsprechend etwas komisch aber es war auch schön, in meinem eigenen Tempo gehen zu können. An diesem Tag sind wir an unserem höchsten Punkt angekommen und ich habe versucht Zuhause anzurufen, da ich ein ganz kleines bisschen Empfang hatte. Das hat leider nicht so gut funktioniert und meine Familie und ich haben uns immer wieder gegenseitig verpasst. Meine Stimmung war ziemlich am Boden und in dem Moment hatte ich auch ein bisschen Heimweh, aber meine Klassenkameraden waren alle super lieb zu mir. Ungefähr eine halbe Stunde später sind wir in unserem Camp angekommen und haben alle unsere Zelte aufgebaut und uns komplett „eingerichtet“, als auf einmal unsere Lehrerin ins Zelt kam und total panisch irgendwas auf Norwegisch gesagt hat. Ich habe natürlich kein Wort verstanden aber meine meine beiden Zeltpartner haben direkt darauf für mich übersetzt, dass anscheinend etwas mit der Familie von unserem anderen Lehrer passiert sei und er nach Hause müsste, weshalb wir unsere Wanderung abbrechen müssten. Mit dem Zusammenpacken sollten wir uns beeilen, weil es bald dunkel werden würde. Alle waren total aufgeregt weil wir die Strecke der nächsten beiden Tage, wie auch immer, noch heute gehen sollten. Nach circa zehn Minuten hatten wir dann alles gepackt und sind losgelaufen. Nach ungefähr hundert Metern sind wir plötzlich stehengeblieben und unsere Lehrer haben uns erzählt, dass das alles nicht stimmt und sie nur gucken wollten, wie schnell wir zusammen packen könnten. Alle, inklusive mir, fanden das überhaupt nicht lustig und viele waren total sauer, da es dann auch noch angefangen hat zu regnen und wir unsere Zelte noch aufbauen mussten. Später bin ich ein bisschen rumgelaufen um ein paar Bilder zu machen und plötzlich hat dann mein Handy in meiner Tasche vibriert. Ich hatte alle Nachrichten und Anrufe von Familie und Freunden erhalten. Das war total großes Glück, denn komischerweise war ich die einzige aus meiner kompletten Klasse, die dort Empfang hatte. Ich konnte mit meiner Familie in Deutschland reden und viele liebe Nachrichten lesen, was mir ziemlich viel Kraft gegeben hat. Abends mussten wir dann zum ersten Mal den Gaskocher in unserem Zelt benutzen, was zum Glück geklappt hat.
Am nächsten Tag sind wir dann über eine bekannte Hängebrücke in Rago gelaufen, die man überall als erstes sieht, wenn man den Nationalpark im Internet sucht und wir hatten super tolles Wetter und spektakuläre Aussichten. Abends ging es aber allen nicht so gut, weil wir einfach nur nach Hause und und endlich in die Dusche wollten. Am letzten Tag sind wir dann wirklich nur noch Berg ab gelaufen und ich habe davon bestimmt zehn Blasen an jedem Fuß bekommen. Wir mussten dann noch über zwei Stunden warten, bis wir endlich abgeholt wurden.
Abends bei meiner Gastfamilie haben wir dann meinen Geburtstag nachgefeiert, was echt schön war. Dann hatte ich nur noch eine Woche Schule, bis schon die Herbstferien angefangen haben.
Die Schule in Norwegen ist also ziemlich anders als man es in Deutschland gewohnt ist und ich finde es super, dass ich hier die Möglichkeit habe, etwas komplett neues zu erleben und viele tolle und neue Erfahrungen machen kann. :)
Ha det bra!