2021-10-28 11:07:00
Bericht #1 - Bienvenida a Uruguay
Donnerstag der 20. August 2021. Meine Koffer gepackt, alle Freunde verabschiedet und alle Familienmitglieder zum letzten mal in den Arm genommen. Und nun stand ich zusammen mit 4 anderen Austauschschülern am Flughafen, kurz davor einen völlig neuen Abschnitt meines Lebens zu beginnen.
Es war ein unbekanntes Gefühl. Nach so langem Warten ging es endlich los. Erst als wir dann wirklich im Flugzeug saßen und den Frankfurter Flughafen verließen, begriff ich so richtig, dass es jetzt wirklich los ging.
Die Idee für mein Auslandsjahr hatte ich schon vor über zwei Jahren, und als meine ursprünglichen Pläne von einem klassischen Auslandsjahr in den USA letztes Jahr dann Covid-bedingt leider abgesagt werden mussten, brach für mich mein größter Traum in sich zusammen. Als ich mich dann kurz darauf erneut für mein Auslandsjahr beworben habe, wollte ich etwas machen was ein bisschen außergewöhnlicher ist und wollte außerdem eine neue Sprache lernen, was mich auf Lateinamerika und die spanische Sprache gebracht hat. Meine Wahl fiel zuerst auf Argentinien. Anfang Juni diesen Jahres wurde mir dann allerdings zum zweiten Mal mitgeteilt, dass mein Auslandsjahr auf Grund von Corona nicht wie geplant stattfinden werden könne. Doch dann kam die Möglichkeit auf, von Argentinien auf das kleine aber sehr schöne Nachbarland Uruguay zu wechseln, was dann letztendlich auch mein endgültiges Reiseziel wurde.
Die letzten paar Tage vor meiner Abreise waren für mich persönlich sehr stressig. Packen, letzte Besorgungen machen, die besten Freunde nochmal sehen und noch ein paar Arztbesuche erledigen. Aber mit der Unterstützung meiner Familie war dann zum Glück alles rechtzeitig fertig.
Außerdem kam noch hinzu, dass ich durch das Stipendium mit der Metropolregion Rhein-Neckar zwei Interview Termine mit lokalen Zeitungen hatte, was für mich eine sehr neue und auch tolle Erfahrung war.
Der erste Flug von Frankfurt nach Madrid ging nicht besonders lange und zu fünft haben wir uns auch in dem riesigen Flughafen in Madrid halbwegs zurechtgefunden. Dort haben wir dann auch die anderen Austauschschüler getroffen. Insgesamt fast 30 Leute aus den unterschiedlichsten Ländern Europas, alle mit dem gleichen Ziel: Uruguay. Nach kurzem Smalltalk ging es dann auch schon los und uns stand ein 13 Stunden langer Flug bevor, den ich tatsächlich hauptsächlich verschlafen habe.
Für mich kam auf meiner Hinreise noch eine zusätzliche Schwierigkeit hinzu, da ich nämlich auf Krücken unterwegs war. Ich habe mir wenige Wochen vor meinem Abflug meine Bänder am Fußgelenk beim Kitesurfen gerissen, weshalb ich erstmal 6 Wochen lang nicht laufen durfte. Das hat alles natürlich ein bisschen erschwert, aber die anderen waren alle total lieb und haben mir bei allem nötigen geholfen.
Am Flughafen in Montevideo, der Hauptstadt von Uruguay, angekommen, erwarteten uns auch schon ehrenamtliche Mitarbeiter von AFS am Ausgang, zusammen mit einigen Gastfamilien.
Für mich war die Reise dort allerdings noch nicht zu Ende. Mit dem Bus ging es mit zwei weiteren Austauschschülern aus Island und Italien weiter in Richtung Landesinnere. Die Stadt, in der ich die nächsten 11 Monate verbringen werde, heißt Young (hier ausgesprochen wie „Schung“) Es ist eine kleinere Stadt mit ca. 17.000 Einwohnern, etwa 60 Minuten von der nächstgrößeren Stadt und auch von dem Fluss, der Argentinien und Uruguay trennt, entfernt.
Während der Busfahrt hatte ich lange Zeit, die weiten Wiesen Uruguays zu besichtigen und mich auch mit den anderen Austauschschülern zu unterhalten. Während der vier Stunden sind wir tatsächlich hauptsächlich eine einzige lange Straße entlanggefahren und nur durch ein oder zwei andere kleine Städte gefahren, da Uruguay nicht sehr dicht besiedelt ist.
In meiner Stadt bin ich die einzige Austauschschülerin, weshalb ich etwas früher aus dem Bus aussteigen musste als die anderen.
Kurz vor der Ankunft stieg dann die Nervosität, die die ganze Zeit zuvor von meiner Vorfreude und Aufregung unterdrückt wurde.
Ich habe meine Gastfamilie, die aus einem älteren Ehepaar besteht, erst etwa eine Woche vor meiner Abreise zugeteilt bekommen, wodurch ich nur ein Mal mit ihnen telefonieren konnte und das leider nur mit sehr schlechter Verbindung. Meine Gasteltern haben mich sehr lieb am Busterminal empfangen und mir ein bisschen die Aufregung genommen und nach insgesamt ganzen 32 Stunden Reise bin ich dann endlich in meinem neuen zuhause angekommen. Nach etwas zu Essen und einer warmen Dusche bin ich dann auch sofort müde ins Bett gefallen.
Inzwischen lebe ich schon seit über einem Monat in der Ferne. In einer anderen Kultur, mit anderen Menschen, einer völlig neuen Umgebung und zusätzlich einer neuen Sprache die ich wirklich nur bedingt beherrsche.
Am ersten Sonntag lernte ich dann auch direkt die gesamte Familie kennen. Alle trafen sich auf einer kleinen Farm etwas außerhalb der Stadt um den Geburtstag meiner Gastmutter zu feiern und gemeinsam Asado zu essen (ein typisches Uruguayisches Gericht, ähnlich einem Barbecue)
Jeder war sehr lieb zu mir und obwohl nur die wenigsten ein bisschen Englisch sprechen, habe ich mich sehr wohl gefühlt.
Montag, der erste Schultag. Meine Gasteltern sind mit mir gemeinsam in die Schule gefahren um mich dort vorzustellen und anzumelden. Da ich keine Gastgeschwister habe, kannte ich niemanden in der Schule, was am Anfang ein komisches Gefühl war.
Ich gehe hier in die vierte Klasse, was so etwa der 10. Klasse entspricht, obwohl ich diese in Deutschland schon abgeschlossen habe.
Meine Schule ist eine öffentliche Schule und in meiner Klasse sind ungefähr 30 Schüler. Ich falle hier ziemlich stark auf, da ich tatsächlich eine von nur sehr wenigen blonden Leuten an der Schule bin. Dadurch wurde ich in den ersten Tagen sehr viel angestarrt als ich durch die Gänge gelaufen bin und innerhalb von nur wenigen Tagen wusste die ganze Schule von mir und jeder hat über mich geredet. Das war ziemlich ungewohnt, aber inzwischen hat es sich etwas gelegt.
Die meisten Leute hier können überhaupt kein Englisch sprechen, wodurch es am Anfang sehr schwer war mich mit Leuten zu unterhalten. Ich hatte zwar schon zuvor in der Schule etwas Spanisch gelernt, allerdings wird hier in Uruguay ein sehr starker Akzent gesprochen und auch ziemlich schnell. Deshalb habe ich am Anfang tatsächlich fast nichts verstanden. Inzwischen verstehe ich schon viel mehr, solange jemand ein bisschen langsamer spricht, und kann auch mit einfachen Sätzen gut antworten.
Am Mittwoch, den 25. August, war „Día de la Independencia” in Uruguay. An diesem Tag wird die uruguayische Unabhängigkeit sehr groß gefeiert. Eine Parade mit hunderten Reitern auf Pferden, alle gekleidet in uruguayischer Tracht, zog durch die Straßen der Kleinstadt, begleitet von lauten Rufen der Stadtbewohner. Danach versammelten sich jung und alt auf dem Plaza, wo einige Reden gehalten und auch Tänze aufgeführt wurden.
Am nächsten Wochenende war schon mein erstes Seminar mit AFS. Mit dem Bus bin ich eine Stunde lang nach Paysandu gefahren, wo die anderen beiden Austauschschüler wohnen. Dort haben wir uns im Garten von dem Vorsitzenden des lokalen Komitees zusammen mit vielen Freiwilligen Mitarbeitern getroffen und haben nochmal die ganzen Regeln und andere wichtige Dinge erklärt bekommen. Da es nach ein paar Snacks und langen Gesprächen dann schon sehr spät war, bin ich nicht mehr mit dem Bus nach Hause gefahren, sondern habe bei meiner persönlichen Ansprechpartnerin von AFS übernachtet und bin dann erst am nächsten Tag zurück gefahren. Dadurch hatte ich die Möglichkeit Sonntags mit ihrer Familie noch Asado zu essen und mir noch ein bisschen die Stadt anzusehen, die wirklich schön ist.
Mehr von meinem Alltagsleben und meinem Trip in die Hauptstadt gibt es im nächsten Blog!!
Saludos desde Uruguay!!
Luna