2021-09-19 11:06:00
Bericht #1 - Velkommen til Norge!
Hei Metropolregion Rhein-Neckar!
Schon seit über einem Monat bin ich jetzt hier in Norwegen bei meiner Gastfamilie in meinem zweiten Zuhause und kann euch endlich von den unfassbar vielen Erfahrungen die ich hier schon gemacht habe berichten. Aber wo soll ich anfangen?
Eigentlich habe ich garnicht geplant nach Norwegen zu kommen, als ich begonnen habe, mich für ein Auslandsjahr zu interessieren. Ich habe immer an einen klassischen Auslandsaufenthalt in den USA gedacht, für welchen ich mich für dann auch beworben habe und welcher mir bestimmt auch viele tolle Erfahrungen gebracht hätte. Jetzt könnt ihr euch wahrscheinlich denken was kommt, wenn ich erzähle, die Ausreise in die USA war für Sommer 2020 geplant… Covid-19 hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht und ich war natürlich super enttäuscht. Mein Auslandsjahr wurde ein Jahr nach hinten verlegt und der ganze Bewerbungskram, inklusive der Länderwahl, ging von vorne los. Im Endeffekt weiß ich leider garnicht mehr ganz genau, was mich dazu bewegt hat auf meinem Länderwahlzettel Norwegen, Schweden und Island anzukreuzen, da das alles schon wieder mehr als ein Jahr her ist, aber ich denke ich wollte einfach etwas anderes machen als geplant. Im Herbst 2020 habe ich die Bestätigung für Norwegen bekommen und am Freitag, dem 13. August 2021, ging es dann also endlich, nach den ganzen Vorbereitungen und zwei Jahren warten, in den Flieger nach Norwegen.
Mit vier anderen Austauschschüler*innen aus Deutschland, die alle super nett sind und mit denen ich auch recht viel Kontakt halte, und einer halben Stunde Verspätung, bin ich dann in Oslo gelandet. Als wir dann auch noch total lange an der immigration control warten mussten war ich schon echt nervös, da ich nur 2,5 h hatte um meinen Anschlussflug zu bekommen. Als ich endlich meinen Koffer gefunden hatte und am Eingang des Flughafens bei den AFS Ehrenamtlichen angekommen war, hat man mir gesagt, dass ich leider meinen Flug verpassen muss, da ich nur noch eine Viertelstunde bis zum Abflug habe. Da bin ich echt fast umgefallen und habe dann ganz panisch meine Familien in Norwegen und in Deutschland angerufen. Auch wenn dieser Moment echt nicht so toll war, hatte ich dadurch die Gelegenheit mit ein paar Austauschschüler*innen, aus der ganzen Welt, in Oslo zu übernachten, was ein kleiner Ersatz für das, aufgrund von Corona ausgefallene, Ankunftsseminar war. Am nächsten Morgen bin ich dann also zusammen mit einem Austauschschüler aus Spanien nach Bodø geflogen. Da haben sich dann aber die Wege schon wieder getrennt, der spanische Austauschschüler ist weitergeflogen und ich wurde am Flughafen von meiner Gastfamilie begrüßt. Ich war glaube ich noch nicht oft in meinem Leben so nervös, obwohl ich schon ein paar mal mit meiner norwegischen Familie telefoniert habe. Das hat sich aber auch nach einer kurzen Zeit wieder gelegt, da meine Gastfamilie gleich total herzlich und offen war. Die dreistündige Fahrt, in die wunderschöne Kommune Hamarøy, ging dann auch gleich los.
Ich war total fasziniert von der außergewöhnlichen Natur und der wenigen Menschen. Auf der ganzen Fahrt sind wir vielleicht durch zwei Dörfer gefahren und haben sonst nur sehr vereinzelt ein paar Häuser gesehen. Als ich im März die Infos meiner Gastfamilie bekommen habe und gelesen habe, dass ich in einem kleinen Dorf, drei Stunden entfernt von der, für meine Verhältnisse nicht mal so großen, nächsten Stadt, wohne, war ich schon erstmal ganz schön geschockt und habe mir ein bisschen Gedanken gemacht, was ich denn die ganze Zeit machen soll. Bis jetzt muss ich aber sagen, ich hatte noch keine Minute in der mir wirklich langweilig war. Meine Gastfamilie besteht übrigens aus meinen Gasteltern, einer sechzehn- und einer vierzehnjährigen Gastschwester und einem zwölfjährigen Gastbruder, Full House also. In Hamarøy angekommen hatte ich erstmal noch eine Woche sehr ereignisreicher Ferien. Wir haben eine kleine Bootstour zu einer nahegelegenen Insel gemacht, waren angeln und ich habe viele Familienmitglieder, Freunde und Nachbarn kennengelernt. In dieser Woche habe ich auch gleich beinahe alle Tiere gesehen, die ich während meines Jahres unbedingt sehen wollte: Mehrere Elche die einfach am Straßenrand stehen, einen Adler und sogar kleine Wale!
Außerdem waren wir, was für die Norweger ja echt typisch ist, Pilze und Blaubeeren sammeln. Beinahe alles, was man hier isst ist entweder selbst gesammelt oder geangelt, was auch den vielen (und guten) Fisch erklärt den man hier zu essen bekommt. Das Essen hier ist echt super gut aber auch etwas anders als ich gedacht habe. An meinem ersten Abend habe ich Pizza mit Elchfleisch gegessen und die Waffel werden nicht süß sondern mit Brunost (Braunkäse) oder Fisch und anderem gegessen… Das alles ist zwar erstmal echt gewöhnungsbedürftig aber eigentlich echt ganz gut.
In der nächsten Woche ging es dann für mich zum ersten Mal in die Schule. Ich war total aufgeregt und bin morgens mit meiner Nachbarin zu einer kleinen Halle gelaufen, wo sich die Schüler der Videregående Skole (vergleichbar mit der deutschen Oberstufe) getroffen haben. Am ersten Schultag haben wir nur einen kleinen Spaziergang gemacht und ein paar Spiele zum kennenlernen gespielt, am nächsten Tag fing dann aber auch schon der normale Schulalltag an. Ich gehe hier in die zweite Klasse (zwölfte Klasse), obwohl ich in Deutschland eigentlich erst in die elfte Klasse gekommen wäre. Das liegt daran, dass man in Norwegen nicht eingeschult wird, wenn man sechs Jahre alt ist, sondern man kommt in dem Jahr in die Schule, in dem man sechs Jahre alt wird, also alle meiner Klassenkameraden sind, wie ich, 2004 geboren. Etwas woran ich mich auch erstmal gewöhnen musste ist, das meine Gastmama auch meine Klassenlehrerin ist… Das hat mir den ersten Schultag aber etwas angenehmer gemacht. ;) Die Leute in meiner Klasse sind aber alle super nett und ich verstehe ich mich mit allen gut. Mittlerweile verstehe ich auch einigermaßen gut wenn mit mir auf Norwegisch geredet wird. Auch wenn Norwegisch gar nicht so weit von Deutsch und nglisch entfernt ist, verstanden habe ich am Anfang trotzdem kein Wort und mittlerweile ist in meinem Kopf ein totales Sprachengewirr und ich spreche eine Mischung aus Englisch, Deutsch und ein bisschen Norwegisch. Den ganzen letzten Monat falle ich abends einfach nur ins Bett und habe totale Probleme morgens aufzustehen, obwohl ich eigentlich gar kein Langschläfer bin. Ich glaube aber das legt sich wieder, wenn ich erstmal ein bisschen länger hier bin.
Über die Schule werde ich in meinem nächsten Blogbeitrag noch ein bisschen genauer reden…
Ha det bra og vi ses!