Bericht #5 - ich bereue nichts

So schön wie man auch denken möchte, dass der Abschluss war, ging es von hier an eigentlich nur noch bergab. Am nächsten Abend haben wir uns alle zusammengesetzt um einen Film zu gucken, da wir übermüdet und einfach energielos waren. Jedoch werden Menschen oftmals schnell schlecht gelaunt, wenn sie übermüdet sind, und so kam es, dass ich an diesem Abend einen meiner engsten Freunde verloren habe.
Ich war schon immer ein sehr offener und ehrlicher Mensch, der jemandem direkt ins Gesicht sagt, wenn ihm etwas nicht gefällt, und wurde dafür auch eigentlich immer sehr geschätzt, da Leute bei mir immer wissen, wo sie dran sind. Anscheinend hätte ich an diesem Abend jedoch lieber nichts sagen sollen, als mir gesagt wurde "If you wanna tell me something, say it to my face." Kurz danach sind wir beide in entgegengesetzte Richtungen abgedampft und obwohl ich mich entschuldigt habe, haben wir danach nicht mehr miteinander gesprochen.
Im Nachhinein frage ich mich, ob ich es bereue, ehrlich gewesen zu sein, da es mich einen meiner besten Freunde gekostet hat. Jedoch führe ich mir auch immer in Erinnerung, dass man immer man selbst sein sollte und nicht immer nur das sagen sollte, was andere gerne hören wollen.
Vielleicht können wir irgendwann, wenn wir uns wieder sehen, wieder Freunde sein.




 

Die nächsten Tage haben wir tatsächlich nur mit packen und putzen verbracht und sind dann am Freitagmorgen um 04:40 aufs Dach geklettert um uns unseren letzten gemeinsamen Sonnenaufgang anzugucken. Das Dach wird tatsächlich einer der Plätze sein, an die ich mich am meisten Erinnern werde. Mein Schuljahr begann damit, dass wir uns im August die Sterne auf dem Dach liegend angeguckt haben und es endete damit, dass wir den Sonnenaufgang betrachteten.
Ich habe am Freitagvormittag bei der Verabschiedung bestimmt Eimer voll geheult und die ein oder andere Taschentücherpackung aufgebraucht, nachdem wir unsere Diplome bekommen haben.

Jetzt, da ich wieder Zuhause bin und auf meine Zeit zurückblicke, kann ich sagen, dass ich nur sehr wenig bis gar nichts bereue. An jeden, der auch vor seinem Auslandsjahr steht: Sei du selbst, immer. Vielleicht wirst du auf die Weise ein paar Leute auf dem Weg verlieren, aber die Menschen, die an deiner Seite bleiben, werden für immer für dich da sein. Take Chances, geh das ein oder andere Risiko ein, verlasse auch manchmal deine Comfort Zone und trau dich neue Dinge auszuprobieren. Gucke nicht zurück und denke dir, "ach hätte ich dieses und jenes doch mal gemacht." Stehe zu deinen Entscheidungen, denn sie machen dich zu der Person, die du bist.

Schon bald haben ich und meine Freunde geplant uns wieder zu sehen und den ersten sehe ich jetzt am Wochenende schon wieder.

Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen auf meine unvergessliche Reise mitnehmen, macht`s gut, eure MRN-Botschafterin
Lena