2020-12-08 11:58:00
Bericht #1 – „Hej, hvordan har du det?“
„Hej, hvordan har du det?“,
ist wahrscheinlich der Satz mit dem ich mein Auslandsjahr hier in Dänemark begonnen habe. Übersetzt bedeutet dies nämlich „Hallo, wie geht’s?“
Mein Name ist Lena und vor tatsächlich schon fast 4 Monaten habe ich mein Auslandsjahr hier in Dänemark begonnen. Das ganze kam jedoch etwas holprig zustande, aufgrund der immer noch aktuellen Corona-Situtation. Alles fing an, als ich Mitte Februar die Absage von meinem eigentlichen Zielland China bekommen habe, da Corona dort zu dem Zeitpunkt am stärksten verbreitet war. Schnell wurde ich dann natürlich in einem anderen Land platziert, in dem zu der Zeit kaum Fälle waren. Den USA. Ironischer- und traurigerweise war bald schon die USA die Nation mit den meisten Fällen und Ende Juni bekam ich dann also auch von dort eine Absage. Jedoch wollte ich trotz allem mein Auslandsjahr unbedingt antreten und nutzen, also gab mir meine Organisation (AFS) noch eine kurzfristige Auswahlmöglichkeit, mit der ich tatsächlich noch im August 2020 meine Reise starten könnte. Eine Folk-Highschool / Boardingschool in Dänemark.
Also ging es schon 3 Wochen später los nach Dänemark.
Anders als die meisten Austausschüler sind zwei weitere Deutsche und ich, von der selben Organisation, per Zug angereist. Im Grunde sehr komfortabel, hätten die Rolltreppen an den großen Bahnhöfen funktioniert und wir nicht jeder 2-3 große Koffer dabei gehabt. Aber auch das haben wir mit Hilfe freundlicher Passanten gemeistert.
Sobald wir über der Grenze im nächsten Zug saßen, war es wie eine andere Welt. Es schien als wäre Corona dort noch nicht wirklich angekommen. Niemand trug Masken oder hielt Abstand und wir drei Maskentragenden, wurden angeguckt wie Außerirdische. Vom Bahnsteig holten uns unsere Gastfamilien ab und brachten uns direkt zur Schule, wo die Willkommenszeremonie schon lange begonnen hatte.
Wir haben am Ende nochmal eine kurze Zusammenfassung der Rede der Schulleiterin bekommen, bevor jeder sein Zimmer beziehen durfte.
Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug, im wirklich positiven Sinne. Nach der ersten Woche hatte ich mit jedem Schüler zumindest einmal geredet und schon eine Freundesgruppe gefunden. Zeitgleich erlebten wir in den ersten Wochen so viel, dass es sich anfühlte, als wären wir schon Monate lang hier. Häufig saßen wir nur zusammen und spielten Karten, oft klopften aber auch um Mitternacht Freunde an meine Tür und fragten, ob ich Lust hätte, am Strand (der nur 10 Minuten Fußweg von der Schule entfernt ist) Sternschnuppen zu sehen.
Meine Gastfamilie sehe ich hier tatsächlich eher selten, meistens nur ein bis zwei mal im Monat, zum Abendessen oder für einen Tagesausflug. Da ich in einem Internat lebe, hat sie für mich eher den Charakter einer Kontaktfamilie.Trotzdem werde ich, wie man es von anderen AFS Programmen her kennt, Weihnachten mit ihnen verbringen. Viele der Schüler hier gehen über Weihnachten nämlich nach Hause zu ihren Familien.
Unter der Woche haben wir einen ziemlich geregelten Stundenplan. Nach dem Frühstück das „Morning Assembly“ und direkt danach „Classes“ bis 16Uhr mit Mittagspause. Man kann die Fächer kaum mit Unterrichtsfächern in Deutschland vergleichen. Hier ist alles darauf ausgerichtet, dir die Möglichkeit zu geben, verschiedene Schwerpunkte auszuwählen. So kannst Du Deine Neigungen und Interessen kennenlernen oder vertiefen. Das gibt auch jedem die Möglichkeit auszuprobieren, wie er seine Zukunft gestalten möchte und ob der „Traumjob“ auch wirklich der Traumjob ist. Die Schwerpunkte hier sind meistens: Media, Design, Kunst, etwas Handwerkliches, Politics, Creative Writing sowie ein Sport oder Koch-Fach. Von diesen Schwerpunkten sucht man sich drei aus, die man alle 5 Wochen wechseln kann. Dabei gibt es keinerlei Notendruck.
Und auch die Wochenenden, an denen viele dänische Schüler nach Hause gehen, sind nicht langweilig. Es findet sich immer jemand, der auf einmal im Türrahmen steht und dich fragt „Do you wanna go on an adventure?“ Und so kommt es schon mal vor, dass wir uns unsere Fahrräder schnappen, zur nächsten Station radeln und einfach ein Ticket für den nächsten Zug bis Endstation kaufen und dort dann ein paar Stunden Zeit verbringen.
Neulich erst bin ich mit ein paar Freunden nach Kopenhagen übers Wochenende gefahren und hatte dort eine unglaublich schöne Zeit. Wir kamen erst zum Schulbeginn am Montag Morgen wieder in der Schule an. ?
Doch auch hier merkt man inzwischen die Auswirkungen von Corona, weswegen wir leider nicht den jährlichen Schottland Trip antreten durften.
Wir machen hier aber das Beste draus. An Stelle des Trips haben wir eine zweite Themenwoche veranstaltet. Dieses Mal mit dem Thema „Guinness World Records“. Da die echten Rekorde etwas hart zu brechen waren, haben wir im Vorhinein entschieden „UHR-Records“ (UHR steht für Ungdomshøjskolen ved Ribe) aufzustellen, die teilweise inspiriert von Guinness Rekorden waren, wie z.B. „Die meisten Burpees in High-Heels“, aber oft auch unabhängig, wie eine Pyramide aus Stühlen zu bauen.
In zwei Wochen ist das erste Semester schon zu Ende und ich muss mich von vielen meiner Freunde verabschieden, welche nur für ein halbes Jahr hier bleiben.
Doch bis dahin, werde ich die restliche Zeit noch vollkommen ausnutzen und mit Ihnen genießen.
Nach Weihnachten und dem Jahreswechsel geht es für mich am 02. Januar wieder zurück in die Schule. Ich bin gespannt, was das neue Jahr dann für mich bereit hält.