2015-03-01 11:48:00
Bericht #6 - Farbenfroher Karneval in Brasilien
Liebe Metropolregion Rhein – Neckar,
Nun ist schon wieder ein Monat vergangen und ich kann oder möchte es noch gar nicht so richtig realisieren, dass mir nur noch etwa vier Monate hier in meinem Traumland Brasilien bleiben, bevor es für mich wieder Richtung Heimat geht. Doch eins Liebe MRN ist mir jetzt schon klar geworden. Ich habe mich in das Land, die Kultur und die Leute hier verliebt. Ich habe eine zweite Heimat auf dieser großen weiten Welt, mit Menschen, die mich lieben, wie meine eigene Familie in Deutschland. Daran zeigt sich jedoch auch ein wenig die Kehrseite dieses Jahres: Der Abschied rückt mit jedem Tag näher und die Zeit rennt mir davon…und dabei ist immer unklar, ob ich all die Menschen hier je wieder sehen werde.
Auch im Februar durfte ich wieder Erfahrungen machen, die unglaublich waren. Ob der unglaublich farbenfrohe brasilianische Karneval, oder die Reise an einen der Traumstrände dieser Welt. Das Alles – einfach atemberaubende Erlebnisse, die beindruckend und sicherlich auch prägend für mich waren.
Zuerst möchte ich Ihnen nun etwas vom Karneval hier erzählen, denn dieser ist für die meisten Brasilianer nicht nur irgendein, sondern DAS Fest des Jahres. Die meisten Brasilianer sind der Meinung, den richtigen Karneval könne man auch nur hier in Brasilien erleben. Im Rest der Welt sei er nicht ansatzweise so gut wie hierzulande.
Doch nun ein paar genauere Infos zu dem Karneval, wie er speziell hier im Nordosten gefeiert wird: Er dauert fünf Tage lang und solange bekommen alle Schüler extra Ferien. Man muss dazu sagen, dass die meisten Schüler sowieso nicht zur Schule gehen würden, auch wenn es keine Sonderferien für den Karneval gäbe. Der letzte Schultag an meiner Schule glich jedoch eher einer riesigen Party, bei der alle gefeiert haben. Derjenige der wollte, zog sich einfach ein Kostüm an und begann mit den Anderen zu tanzen. Dazu gab es ja auch extra eine kleine Live-Band, die die gängigsten Party - Hits vorgespielt hat.
Es ist zugegeben echt ein interessanter Anblick, wenn sich die eigene Mathe-Lehrerin ein Hasenkostüm anzieht, sich eine Möhre in den Mund steckt und anfängt mit ihren Schülern im Kreis zu tanzen. Mir wurde von meinen Freunden jedoch immer wieder bestätigt, dass so etwas zum Karneval wirklich nichts allzu Besonderes sei.
Nun noch kurz zu einer Tradition hier im Nordosten Brasiliens. Ich beschränke mich in diesem Fall nur auf meine Region, da ich nicht weiß, ob es sie auch in den anderen Teilen Brasiliens gibt. Sie besagt, dass an einem Tag des Karnevals alle Männer als Frauen und alle Frauen als Männer verkleidet auf die Straße gehen sollen. Es war wirklich sehr lustig, die ganzen Männer in Röcken, Kleidern und Strumpfhosen auf der Straßen tanzen zu sehen. Natürlich waren auch die Frauen in ihren tiefhängenden Hosen, Mützen und Goldklunkern echt ein lustiger Anblick.
Als Austauschschüler und echter AFS-er, habe ich natürlich auch zur dieser Tradition nicht nein gesagt. Man soll ja schließlich für alles offen sein. So tauschte ich zusammen mit den anderen Austauschschülern aus Caicó für einen Abend die Rollen. J
Da in Caicó jährlich der drittgrößte Karneval im 2,8 Mio.-Einwohner-Bundesstaat Rio Grande do Norte überhaupt stattfindet, können Sie sich sicherlich vorstellen, wie voll die Straßen am Abend waren. Ein Anblick wie dieser, hatte sich mir noch nie geboten: Eine ganze Straße, voll mit mehr als 100.000 Feiernden, wirklich gigantisch! Zum Karneval befindet sich Brasilien im Ausnahmezustand und es scheint, als ob die Menschen ihre Sorgen und Ängste für einige wenige Momente vergessen.
Nun jedoch zu einer Reise die mir, in meinem Jahr hier, wieder einmal den Atem geraubt hat. Reisen ist für mich immer wieder ein großes Abenteuer und ich genieße es jedes mal. Einfach in einen Bus ein zu steigen, nicht wissend wo hin genau dieser fährt, und einfach dort auszusteigen, wo man es für richtig hält. Das gibt einem immer ein Gefühl von Unabhängigkeit, aber vor allem gibt es einem das Gefühl von Freiheit.
So ging es diesmal wieder nach Natal, der 800.000-Einwohner Metropole des Bundesstaats, diesmal jedoch an einen Strand der wirklich paradiesisch war. Zusammen mit meiner Familie mieteten wir uns so ein Strandhaus mit Pool, welches direkt in den Dünen lag. So mussten wir nur die Tür öffnen und schon stand man mit seinem Füssen im warmen Sand. Von dort aus war es dann nur noch ein kurzer Spaziergang, bis man in das warme Meer springen konnte.
Ich genieße es immer wieder, einfach einmal auf dem Rücken im Wasser zu liegen und den Wolken dabei zu zusehen, wie sie vorüber ziehen. Nie zuvor in meinem Leben hatte ich einen solch schönen Strand gesehen. Direkt am Meer fiel eine etwa 20 Meter hohe Düne direkt in den Strand herab. Ein wirklich atemberaubender Anblick. Das Herunterlaufen auf der Düne gestaltete sich dabei auch immer als recht angenehm, doch das Herauflaufen glich immer wieder einer kleinen Tortur J
So verbrachte ich eine Woche am Strand, genoss das leichte Leben und vergaß, dass ich nicht für immer hier bleiben könne – so gerne ich auch geblieben wäre! Der Urlaub war wirklich wunderbar, und ich kann nur jedem empfehlen, auch einmal in den Nordosten Brasiliens zu kommen.
So, das war´s erst einmal wieder von mir, hier aus Brasilien J
Gregor