2018-10-01 12:43:00
Bericht #1 - Willkommen in Sibirien? Nein, Serbien!
Zdravo (hallo) MRN,
ich bin Timon und für ein Schuljahr Junger Botschafter der Metropolregion Rhein-Neckar in Serbien und möchte euch in diesem Blog an meinen Erlebnissen während dieser Zeit teilhaben lassen.
Mein erster Monat in Subotica, einer Stadt mit ca. 100.000 Einwohnern im Norden Serbiens, ist vorbei und spätestens jetzt bin euch ein erstes Update über meine Erfahrungen hier schuldig.
Die ersten Tage...
Am 24. August war ich von meiner Familie am Flughafen Stuttgart abgeliefert worden, von dem ich das Flugzeug nach Belgrad bestieg. Als das Flugzeug beschleunigte und mein Cello neben mir und ich abhoben, endete eine Zeit der vielen Abschiede und Versicherungen nicht ins kalte Sibirien aufzubrechen. Es begann ein neues völlig unvorhersehbares Abenteuer.
Nach knapp zwei Stunden Flug landete ich wohlbehalten in Belgrad. Belgrad ist die Hauptstadt und gleichzeitig größte Stadt Serbiens. Die Stadt atmet förmlich Geschichte. Hier sieht man alte römische Ruinen neben osmanische Festungsanlagen sowie moderne Gebäude aus dem 21. Jh neben zerbombten Häusern aus dem letzten Krieg vor 20 Jahren, die noch aus der kommunistischen Zeit stammen.
Auf dem zweitägigen Arrival-Camp lernten die 23 anderen Austauschüler aus der ganzen Welt und ich erstmal das Kyrillische Alphabet, kulturelle Merkmale und Eigenheiten Serbiens kennen. Zum Beispiel, dass man hier Kaffee in rauen Mengen trinkt und dass Menschen hier sehr warmherzig und offen sind, was sich beides bewahrheitet hat. Am Ende des Camps lernte ich auch meine serbische Familie kennen, mit der ich hier in Subotica lebe.
Alltags-Kultur: Kaffee, Kaffee und nochmal Kaffee
Die Osmanen haben die serbische Kultur durch ihre circa 400 Jahre dauernde Besetzung Serbiens stark beeinflusst. Das tritt nicht nur durch über 8.000 türkische Wörter im Serbischen zu Tage, sondern auch Essen, Trinken und kulturelle Gewohnheiten sind davon beeinflusst.
Ein Beispiel dafür ist die Kaffee-Kultur hier. Man sagt, dass fast jedes wichtige Geschehnis in Serbien in einem Cafe oder einer Bar geplant wurde oder stattgefunden hat. Jeder hat sein eigenes Lieblingscafe in dem er am liebsten seine Zeit verbringt und in dem er den Kellner gut kennt. Was in Folge von vielen Geschmäckern und kulturellen Zugehörigkeiten (Subotica ist sehr multikulturell) eine wahre Inflation von Cafés in der Innenstadt zur Folge hat, die aber durch die große Konkurrenz viele unterschiedliche Angebote haben, zum Beispiel besondere Getränke, regelmäßige Live Musik, Kunstaustellungen und anderes.
Wenn man sich mit Freunden treffen will, verabredet man sich meistens „auf einen Kaffee“, was aber alles mit einbeziehen kann. Man kann auch sagen „auf einen Kaffee gehen“ und meinen, ein Pivo (Bier) zusammen zu trinken. In Deutschland trinke ich eigentlich gar keinen Kaffee, aber hier kommt man daran nicht vorbei. Und nach einigen Anlaufschwierigkeiten ist das Kaffeetrinken auch schon für mich eine Gewohnheit geworden.
Natürlich sitze ich hier aber nicht die ganze Zeit nur in Cafés und genieße mein Leben (nur fast den ganzen Tag), und deswegen werde ich euch in meinem nächsten Blogeintrag über meinen Alltag hier mehr berichten.
An dieser Stelle schon jetzt ein ganz großes Dankeschön an alle, die mir dieses Jahr hier ermöglicht haben.
Bis zum nächsten Bericht,
Timon