2016-01-10 13:26:00
Bericht #5
Belated Happy New Year MRN! Da für mich jetzt schon „Halbzeit“ ist, könnte ich entweder sagen, noch ca. vier Monate oder schon ca. 6 Monate. Aber an sowas will man ja noch nicht denken. Es ist mir einfach nur aufgefallen, und ich bin etwas geschockt, da es sich noch nicht so lange anfühlt und ich mittlerweile weiß, dass vier Monate nicht lang sind. Die Zeit rast einfach so dahin, besonders am Jahresanfang. So empfand ich es bis jetzt immer. Ihr wollt jetzt bestimmt wissen, wie man Weihnachten und Silvester in den Philippinen feiert, also fange ich mal an.
Wie ich schon in meinem letzten Bericht erwähnt hatte, gibt es hier diese schöne Tradition mit dem Adventskalender nicht. Die Weihnachtszeit beginnt allerdings schon mit den „Ber“-Monaten, also ab September. Nikolaus wird hier auch nicht gefeiert. Allerdings wird man schon vor dem eigentlichen Weihnachten auf verschiedene Weihnachtsfeiern eingeladen. Das eigentliche Weihnachten beginnt mit dem Christmas Eve (Weihnachtsabend) am 24.12. In meiner Familie gab es abends um ca. 10 Uhr Abendessen und dann sind alle wieder ihren Dingen nachgegangen. Bis um 12 Uhr abends, da gab es nämlich „Bescherung“. Meine Mutter hat die Geschenke ausgeteilt, wir haben sie aufgemacht, uns gefreut und dann war es fertig. Man muss dazu sagen, ich hatte etwas Glück, denn in vielen Familien wird es noch weniger bis gar nicht gefeiert. (Obwohl Philippinen ein römisch-katholisches Land ist) Am nächsten Tag, den 25.12, ist das eigentliche Weihnachten. Für mich war es ein ganz normaler Tag und ich hatte den ganzen Dezember über so gar kein Weihnachtsfeeling. :D Zwei Tage später waren wir mit der ganzen Familie im Kino und haben einen Film in Tagalog angeschaut. Das Kino war wegen der Feiertage so voll, dass wir, wie viele andere, auf dem Boden gesessen haben.
Bei mir hat es gestimmt, dass man an Weihnachten Heimweh bekommt. Ich war einfach etwas enttäuscht und geschockt, wie anders Weihnachten hier gefeiert wird. Zum Glück hat sich das schnell ausgeglichen, denn ich hatte ein schönes Silvester! Wir hatten so viel Essen auf dem Tisch, und Filipinos können es gar nicht abwarten zu böllern, deshalb fängt das ganze Silvesterspektakel schon gut eine halbe Stunde vor dem eigentlich Jahresbeginn an. Davor haben wir uns allerdings im Wohnzimmer gesammelt und jeder hat nacheinander für das neue Jahr gebetet. Meine Mutter und ich hatten gepunktete Hosen mit Geldscheinen in den jeweiligen Taschen an, da das (und alles was rund ist) Glück bringen soll und eine philippinische Tradition ist. So hatten wir auch Süßigkeiten und viel Obst in runder Form. Es war ein schönes Silvester und ich bin gespannt, was im neuen Jahr alles auf mich zukommt.
Allerdings ein ganz wichtiger Punkt in meinem Jahr in den Philippinen ist mein(e) Subdivision. Darüber könnte ich viel erzählen, aber ich will euch zumindest einen kleinen Einblick verschaffen. Subdivision (engl. Unterteilung) wird im „Philippinischen Englisch“ als eine Art Dorf bezeichnet. Ja, die Philippinen haben irgendwie ihr eigenes Englisch und das merkt man auch, denn es ist nicht immer richtig. Selbst meine Freundin Ella aus den USA hat manchmal so ihre Probleme bei diesem speziellen Englisch J
Aber zurück zum Thema: Ich wohne in einer Stadt namens Santa Rosa in Süd-Luzon, der nördlichsten Inselgruppe von insgesamt drei (Luzon, Visayas, Mindanao). In dieser Stadt gibt es auf jeden Fall gaaanz viele Subdivisions. Ich wohne in Florence Ville, einer wirklich kleinen Subdivision mit nur ca. 150 Häusern. Mein kleines „Dorf“ ist meine Welt außerhalb der Schule. Unsere Nachbarin ist Bäckerin, das ist es sehr praktisch, da wir eine Bäckerei direkt neben unserem Haus haben. Wir haben viele kleine Sari-sari-stores. Das sind kleine Läden, in denen man sozusagen alles bekommt, von einer einzelnen Zigarette, Watte bis hin zu 20 Cent Guthaben fürs Handy. Man bekommt dort fast alles und es ist meist nur ein Fußweg von 3 Minuten dorthin. Ich liebe Sari-sari-stores! Was auch schön ist, ist, dass sich irgendwie jeder in dieser Subdivision kennt. So ziemlich jede Subdivision hat einen Basketballplatz und einen Wasservorrat (siehe Bild). In meiner Subdivision kann man im Pyjama oder was auch immer raus und das auch noch, wenn es dunkel ist. Wir haben in der Nähe von unserem Haus zwei „streetfood“-Stände. Dort werden unter anderem Queckqueck (in Frittiermehl eingewickeltes Ei) und Fisch oder Hühnerbälle (also ich meine natürlich das Fleisch) angeboten. Also wenn man mal kein Essen zuhause hat, kann man sich ganz einfach und ganz schnell was besorgen, ohne sich nochmal aus dem gemütlichen „Schlabber“-Look schälen zu müssen :D
Noch etwas vom ganz alltäglichen Leben dort: Es gibt eine traditionelle Begrüßungsform, die „Mano po“ genannt wird (siehe Bild). Das bedeutet so viel wie Segnen. Aber es gibt keine Übersetzung vom Tagalog ins Englische, also ist es auch nur ungefähr diese Bedeutung. Man begrüßt so seine eigenen Eltern, Großeltern, Verwandten und Bekannten über 35 jedes Mal zur Begrüßung, aber auch, wenn man sich verabschieden will. Das Letztere ist nicht unbedingt notwendig.
Zum Punkt Hygiene gibt es ein paar Unterschiede. Wie man auf dem Bild schon sehen kann, wird mit Eimer und Kelle geduscht. Und natürlich total kalt. :D Es gibt in öffentlichen Toiletten kein Klopapier und auch in vielen Haushalten ist Klopapier nicht zu finden. Man wäscht sich grundsätzlich nach jedem Toilettengang mit Wasser, man kann zusätzlich noch Seife benutzen. Falls Klopapier vorhanden ist, darf es auf gar keinen Fall in die Toilette geworfen werden, sondern muss in einen Mülleimer landen. Dass ein Mülleimer im Waschraum ist, ist auch nicht garantiert. Abgesehen davon funktioniert das Wasser in meinem Haus nicht einwandfrei und so kann es mal vorkommen, dass wir kein Wasser haben und uns welches vom Nachbarn ausleihen. Filipinos sind sehr hilfsbereit! J Nächstes Mal geht’s weiter! Eure Davina