2016-01-16 13:02:00
Bericht #3
Howdy MRN!
Seit meinem letzten Bericht ist wieder viel passiert, von dem ich euch nun schreiben möchte:
Holiday Season
Am 30. Oktober war es endlich soweit: Halloween stand vor der Tür. Beziehungsweise ich stand vor den Türen beim „Trick or Treating“. Ich trug ein „Ginny Weasley“-Kostüm, das aus einer alten schwarzen Graduationsrobe mit aufgeklebtem Gryffindor-Wappen und einem von meinem Gastbruder geliehenem Zauberstab bestand. Ich besuchte wieder Asifa, weil es in ihrer Wohngegend laut unseren Gastmüttern besonders viele Süßigkeiten zu sammeln gab. Asifa hatte sich als Cowgirl verkleidet. Vor vielen Häusern saßen Familien mit Kostümen und leuchtenden Dekoration und verteilten Süßigkeiten. Als ich später abends nach Hause kam, hatte ich viele amerikanische Süßigkeiten, die ich über die nächsten Wochen hin probierte. Es waren einige leckere Sachen dabei (zum Beispiel Reeses Peanutbuttercups und M&Ms), jedoch mag ich einfache deutsche Schokolade dann doch lieber als die amerikanischen Süßigkeiten, die zum großen Teil nur Zucker und Farbstoff zu enthalten scheinen.
Ein weiterer traditionell amerikanischer Feiertag, den ich im November miterleben durfte, war Thanksgiving. An diesem Tag wird daran zurück erinnert, dass die amerikanischen Ureinwohner den ersten Siedlern (die damals in die USA kamen) durch das erste Jahr geholfen haben, in dem sie ihnen Essen für den Winter gaben und ihnen zeigten, wie sie auf dem vorhandenen Boden selbst Ackerbau betreiben konnten. Für dieses Fest war die gesamte Großfamilie meiner Gastmutter aus verschiedenen Bundesstaaten angereist. Wir trafen uns im Haus ihrer Eltern hier in Lockhart und verspeisten gemeinsam ein köstliches Thanksgiving-Dinner. Dieses bestand aus gleich zwei Truthähnen (weil wir ja so eine große Gruppe waren) mit Stuffing (Füllung) aus Maisbrot. Dazu gab es grüne Bohnen-Kasserolle und viele andere leckere Sachen.
Austin Sightseeing
Kurz nach Thanksgiving habe ich das State Capitol in Austin besucht. In diesem Gebäude im Stadtzentrum trifft sich der legislative Teil der texanischen Regierung alle 2 Jahre im Januar. Diese besteht aus dem Senat und dem House of Representatives sowie dem Senator. Austin ist seit 1845 die Hauptstadt von Texas und die Texaner sind sehr stolz darauf, dass die Kuppel ihres State Capitols sogar fast 5 Meter höher ist als die des Capitols in Washington D.C. Das Gebäude ist architektonisch beeindruckend und innen sehr schön mit Portraits von wichtigen Politikern verziert.
Deutschland vorstellen
Außerdem habe ich im November auch meine erste Präsentation als junge Botschafterin gemacht. Ich habe vor meiner Jahrbuchklasse eine Powerpoint-Präsentation über die Metropolregion Rhein-Neckar gezeigt und dazu viel erzählt. Es war nur eine kleine Gruppe von Schülern, vor denen ich gesprochen habe, aber sie waren alle sehr interessiert und haben viele Fragen gestellt. Sie waren besonders von den Schlössern und anderen historischen Sehenswürdigkeiten beeindruckt und meinten, sie würden mich gerne mal besuchen kommen, wenn ich wieder zu Hause bin. Foto 4 [Nach meiner MRN-Präsentation]
Christmas season
Als die Adventszeit begonnen hatte, sah man hier viele Häuser mit leuchtenden Dekorationen im Vorgarten. Zu meiner Enttäuschung wollte meine Gastfamilie ihr Haus nicht dekorieren, aber in der Nachbarschaft gab es viele bunte Lichter zu bestaunen.
Unser AFS Gruppe hatte auch wieder ein monatliches Treffen in Form einer Weihnachtsparty. Es machte wieder viel Spaß, sich mit allen Austauschschülern und freiwilligen auszutauschen. Während ich in meiner deutschen Heimat Weihnachten traditionell immer gefeiert habe, ist es für einige Austauschschüler, die aus Ländern mit hauptsächlich anderen Religionen kommen, eine völlig neue Erfahrung. Aber auch für mich war Weihnachten diesmal ein bisschen anders als normalerweise. In den USA wird Weihnachten erst am 25. Dezember gefeiert, dafür geht es schon morgens früh los. Ich wurde um 7 Uhr von meinem Gastbruder geweckt, damit wir unsere Geschenke auspacken konnten. Die hatten sich schon über die letzten Tage unter dem Weihnachtsbaum angesammelt und ich war auch sehr froh darüber, Pakete von meiner Familie aus Deutschland bekommen zu haben. Später am Vormittag gingen wir zum Weihnachtsgottesdienst und zum Mittagessen gab es wieder ähnliche Gerichte wie an Thanksgiving: Truthahn, grüne Bohnen und leckerer Kartoffelbrei aus Süßkartoffeln („sweet potato mash“).
Reise nach D.C.
Einen Tag nach Weihnachten machte ich mich auf den Weg, um mal zur Abwechslung einen anderen US-Staat als Texas zu besuchen. Ich flog nach Virginia, um meine Freundin Julianne zu besuchen, die in der Nähe von Richmond wohnt. Sie ist Amerikanerin, hat aber vier Jahre in Heidelberg gewohnt und ging zu dieser Zeit mit mir zur Schule. Nun da ich schon mal in den USA bin, musste ich die Chance natürlich nutzen, sie endlich wieder zu sehen. Der ganze Trip hat sehr viel Spaß gemacht; ich habe viele ihrer neuen Freunde kennengelernt und außerdem einiges von Richmond und dem nochmal zwei Stunden entfernten Washington D.C. gesehen.
Nach einem entspannten Wochenende und einem leckerem Essen in einem deutschen Restaurant sahen wir uns am Montag Richmond an und fuhren Dienstagmorgen mit dem Auto nach Washington D.C. Juliannes Onkel wohnt mit seiner Familie in der Nähe und daher konnten wir drei Tage dort verbringen. Gemeinsam mit Juliannes 3-Jähriger Cousine Kaitlyn machten wir uns nachmittags mit der Metro auf den Weg in die Stadt. Es war das erste Mal seit ich in den USA bin, dass ich wieder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war, weil es diese hier wirklich nur in Großstädten gibt. Zuerst sind wir zur National Mall im Stadtzentrum gefahren. Dort besuchten wir das Smithsonian Museum for American History und das Air and Space Museum.
Alle Smithsonian Museen in Washington sind komplett kostenlos und es gab dort viele tolle Ausstellungsstücke zu sehen. Zum Beispiel ist es Tradition, dass jede First Lady (also die Ehefrauen der Präsidenten) ein Ballkleid an das American History Museum verschenkt und diese beeindruckenden Kleider konnten wir dort betrachten. Im Air and Space Museum gab es zum Beispiel einen Nachbau des Hubble-Space Teleskops, eine Rakete, durch die man laufen konnte, und einen Mondstein zum Anfassen. Am nächsten Tag machten wir eine Tour durch den Surpreme Court (das Verfassungsgericht der USA) und das Captitol. Am Donnerstag bestiegen wir morgens das Washington Monument und genossen von dem hohen Obelisken aus einen tollen Ausblick über die Stadt. Anschließend liefen wir zum Weißen Haus, an das wir aber aus Sicherheitsgründen leider nicht besonders nahe herankommen konnten. In der Nähe gab es aber ein Besucherzentrum, in dem wir uns viele Fotos und einen kurzen Film über die bisherigen Präsidenten und ihr Leben im Weißen Haus ansahen. Am Nachmittag liefen wir zu den vielen Kriegs- und Gründervätergedenkstätten und außerdem zum Arlington Cemetery, dem Nationalfriedhof, auf dem viele bekannte Politiker und ehemalige Soldaten begraben liegen. Freitagmorgen besuchten wir Mount Vernon, das Anwesen, auf dem George Washington einen großen Teil seines Lebens gewohnt hat. Es ist ein wunderschönes großes Haus mit Feldern drumherum und einem Ausblick über den Potomac River.
Aufbruch in ein neues Abenteuer
Nach dieser wunderbaren Reise beginnt für mich jetzt wieder eine sehr aufregende Zeit. Da meine Gastmutter auf einen Militäreinsatz geschickt wird, muss ich meine Gastfamilie wechseln. Nun wohne ich noch bis zum Ende des Schulhalbjahres bei einer anderen Gastfamilie in Lockhart und werde nächste Woche nach Austin umziehen und muss dann auch meine Schule wechseln. Das wird mit Sicherheit ziemlich spannend und eigentlich hatte ich es mir nicht gewünscht umziehen zu müssen, aber so bekomme ich nochmal die Gelegenheit das Leben in einer anderen amerikanischen Familie kennenzulernen und meine neue Schule soll angeblich „viel besser sein“ als meine bisherige. Wie der Gastfamilien- und Schulwechsel so abläuft und wie mein (zweites) neues Leben in Austin aussieht, werde ich euch in meinem nächsten Bericht erzählen. Viele Grüße und ein frohes neues Jahr an Alle! Wiona