2015-11-11 14:34:00
Bericht #3
Hallo liebe Metropolregion-Rhein-Neckar, seit meinem letzten Bericht hat sich wieder sehr viel ereignet – aber lest am besten selbst…
Football hautnah beim „Red River Showdown“
Nach meinen ersten American-Football Spielen war ich ja schon richtig beeindruckt von der Größe des Stadions, den vielen Leuten und dem großen Aufwand, der betrieben wurde: Pep Rally im Vorfeld, Tänzer und Cheerleaderinnen und Schulband mit ziemlich professionellen Auftritten in der Halbzeit. Bei den Football-Spielen kann man sich einfach mit Freunden treffen, seine Mannschaft anfeuern und gemeinsam einen spaßigen Abend verbringen. Das mit Abstand größte und aufregendste Football-Spiel, das ich bisher gesehen habe, war definitiv das der „Longhorns“ (Texas-Mannschaft) gegen die „OU“ (Oklahoma-Mannschaft). Die seit 1900 jährlich ausgetragene Begegnung dieser beiden Mannschaften zählt zu den traditionsreichsten Sportereignissen der USA.
Fangen wir mal ganz von vorne an: An einem Freitagabend fuhren meine Gastfamilie und ich nach Dallas. Nachdem wir kurz in unser Hotel – das uns einen gigantischen Blick auf die Innenstadt mit einem malerischen Sonnenuntergang bot – eingecheckt hatten, gingen wir nach downtown, um ein bisschen zu bummeln. Zu meiner Überraschung war die Fußgängerzone sehr belebt und alle Menschen total im Football-Fieber. Viele hatten Trikots an und jubelten für ihr Team. Aus den Restaurants und Bars dröhnte laute (Western-/ Country-) Musik und die Leute tanzten und feierten. Dadurch wurde die Stimmung schon am Abend vor dem großen Spiel so richtig angeheizt.
Am nächsten Morgen standen wir schon früh auf, um mit ein paar alten College-Freunden meines Gastvaters und deren Familien auf die State-Fair zu gehen. Wie ich in meinem ersten Bericht schon die kleinere Fair in Denton beschrieben habe, so kann man sich auch die State-Fair vorstellen - nur fünf Mal größer!! Es gab jede Menge Fahrgeschäfte, Glücksspiele und Imbissbuden – bei denen verschiedenste Pommes-Gerichte sehr beliebt waren. Da sich der Rummelplatz ganz in der Nähe des Stadions befand, wimmelte es nur so von Football-Fans! Alle Fans waren passend zu ihrem Team gekleidet, so dass man außer orange (Texas Longhorns) und rot (Oklahoma University Sooners) kaum andere Farben sah.
Als wir uns dann am Mittag endlich im traditionsreichen Stadion „Cotton Bowl“ einfanden, kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Das Stadion bietet Platz für rund 100.000 Menschen und ist damit definitiv das größte, in dem ich je war! Außerdem waren die „marching bands“ nochmal viel größer und zeigten unglaubliche Choreografien. Auch wenn wir fast vier Stunden in der prallen Sonne saßen, machte es doch echt Spaß, unser Team, die Longhorns, anzufeuern! Was mir auffiel ist, dass sich die beiden Zuschauergruppen genau in der Mitte des Football-Feldes perfekt farblich teilten und friedlich nebeneinander mitfieberten. Zum Schluss siegten unsere Texas Longhorns mit 24 zu 17, was das Event nochmal umso cooler machte! Mehr zu diesem auch „Red River Showdown“ genannten Event kann man hier nachlesen. https://en.wikipedia.org/wiki/Red_River_Showdown
Nachmittags besuchten meine Familie und ich nochmal die Fair bevor wir uns schließlich auf den Heimweg machten. Das Wochenende war einfach einmalig!
Fröhliches Gruseln zu Halloween
Nun zu Halloween - die gruseligste Zeit des Jahres! Insbesondere für Texaner ist das ein sehr beliebtes Ereignis. Schon Anfang Oktober waren etliche Häuser dekoriert und auch alle Freunde in meiner Schule spekulierten wochenlang darüber, wie sie sich wohl dieses Jahr verkleiden werden.
An einem Freitagabend fuhren meine Gastschwester und ich mit vier weiteren Freunden zu einem sogenannten „Haunted House“. Die meisten Leute in Deutschland stellen sich das bestimmt – so wie ich – wie eine Geisterbahn auf einer Kerwe vor, durch die man gefahren und ein bisschen erschreckt wird. Aber Geisterhäuser in Amerika sind viel schlimmer und größer! Nachdem wir die lange Warteschlange vor dem Eingang überstanden hatten, gingen wir in den ersten Abschnitt des großen Gebäudes. Darin gab es Hunderte von dunkel verkleideten Menschen, die uns erschreckten und in den vielen langen düsteren Gängen warteten optische Täuschungen auf uns, die unseren Puls beschleunigen ließen.
Zum Glück hatten wir zwischendurch zwei Pausen, in denen wir ein bisschen Musik hören und runterkommen konnten, bevor wir dann weiter mussten. Es kam mir immer mal wieder so vor, als wäre ich tatsächlich mitten in einem Horrorfilm und ich war sehr froh, Freunde dabei zu haben. Im letzten Teil mussten wir durch eine Halle, die von unten bis oben mit Schaum gefüllt war, den Weg nach draußen finden. Das war gar nicht so leicht, da man zum einen nicht durch die Blubberblasen sehen konnte und zum anderen nicht richtig laufen geschweige denn gescheit atmen konnte. Aber wir schafften es!
Eine andere Tradition, die Amerikaner an Halloween bekanntlich pflegen, ist das Aushöhlen von Kürbissen. Da ich in Deutschland Halloween nie so richtig gefeiert hatte, war es für mich auch das erste Mal, dass ich meinen eigenen Kürbis gestaltete. Zusammen mit meiner Gastschwester und einer Freundin war das ein weiterer Punkt auf meiner „To-Do Liste“, den ich in den USA miterleben bzw. „abhaken“ konnte! Halloween an sich, also den 31. Oktober, feierte ich mit ein paar Freunden auf einer Halloween-Party. Eine Freundin ist dann noch mit mir auf „Trick or Treat“-Tour gegangen, was man bei uns als „Süßes oder Saures“ kennt. Und als wir am Abend nach Hause kamen, feierten wir noch ein bisschen mit meinem Gastbruder, seiner Freundin und meinen Gasteltern. Ach ja, verkleidet war ich übrigens als Hippie (falls man es auf dem Bild nicht erkennen sollte). Den Blumenkranz bastelte ich zusammen mit meiner Gastmama.
Socializing and making friends…
Die Jugendgruppe „Young Life“ (YL), zu der ich gehöre, trifft sich nach wie vor montags und manchmal sonntags. Mittlerweile habe ich da schon richtig gute Freunde gefunden, mit denen ich mich auch unter der Woche treffe oder an den Wochenenden Übernachtungen machen darf. Vor zwei Wochen trafen wir uns ausnahmsweise in der Innenstadt von Denton, wo wir gemeinsam mit anderen YL-Gruppen von verschieden Schulen einen „Carnival“ veranstalteten. Das heißt, jede Menge Spiele, Spaß und Action! Was uns Jugendlichen am meisten Spaß bereitete, war das Tortenwerfen, bei dem man mit einem Teller voller Torte einen ausgewählten Leiter vollschmieren durfte. Zum Schluss sangen wir wie immer noch Songs und hörten eine kleine Andacht.
An anderen Tagen treffe ich mich manchmal mit Freunden oder Leitern meiner Gruppe und gehe mit ihnen was essen oder zu einem Volleyball- oder Football-Spiel. Da YL generell sehr stark an meiner Highschool engagiert ist, gehen wir alle - auch die Leiter, die schon arbeiten oder studieren - zu diesen Spielen. Das ist auch jedes Mal wieder eine gute Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen.
Auch wenn, von außen betrachtet, vieles nicht so anders zu sein scheint als in Deutschland, entdecke ich doch immer wieder neue Gewohnheiten und Dinge in USA, die einfach echt anders sind. Zum Beispiel haben mir schon Freunde erklärt, dass man, so lange man in der Schule ist, vom „Morgen“ spricht und sobald die Schule beendet ist, „Nacht“ ist - auch, wenn es erst vier Uhr nachmittags ist.
Das texanische Essen ist ebenfalls total anders. Darüber werde ich nächstes Mal berichten, da Ende November „Thanksgiving“ ansteht. Außerdem werde ich bald auf eine Freizeit mit meine Jugendgruppe gehen, die verspricht cool zu werden. Freue mich schon sehr darauf, Euch über all das und mehr nächstes Mal zu berichten!
Beste Grüße an meine Heimat! Anny